Vorgestellt: Maraba Kaffeekooperative

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kaffeebäuerin in maraba ruanda

Unsere Kollegin Sandra ist gerade in Ruanda angekommen und trifft erstmals auf Denyse, die die letzten Tage in der Kaffeekooperative in Maraba verbracht hat. Denyse erzählt von ihren Eindrücken und den neuesten Entwicklungen in der Kaffeekooperative.

Abahuzamugambi ba Kawa

Anstelle dieses komplizierten und langen Namens, der so viel bedeutet wie „Die, die gemeinsame Ziele haben“ nennen sie alle nur „Maraba“: die namensgebende Kooperative des Café de Maraba. Das war der erste Kaffee, den wir in Zusammenarbeit mit RWASHOSCCO auf den deutschen Markt gebracht haben und der seitdem fester Bestandteil unseres Online-Shops ist. Doch dieses Jahr kann ein weiteres Ziel der Kooperative umgesetzt werden: Die Produktion von Frauenkaffee. Was es damit auf sich hat, erfährst du in diesem Beitrag.

Unsere Praktikantin Sandra traf sich in einem Café in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, mit Denyse, unser Grafikerin und Designerin. Bei einer Tasse Kaffee unterhielten sie sich über die Kooperative Maraba, die Denyse erst kürzlich besucht hatte.

Ich hatte mir vorab ein paar Fragen notiert, aber da Denyse eine sehr fröhliche und gesprächige Art hat, fing sie einfach an von ihren Eindrücken zu erzählen. 

Die Anfänge der Kaffeekooperative in Maraba

Die Kooperative in Maraba startete fünf Jahre nach dem ruandischen Genozid 1994 und der Name war von Beginn an Programm: ungeachtet ethnischer Einteilungen und der Vergangenheit wollten die Mitglieder zusammenarbeiten, um sich zu versöhnen und sich gegenseitig aus der Armut herauszuheben. Am Anfang waren es nur 77 Bäuer*innen, heute sind es über 1376, davon 56 Prozent männlich und 44 Prozent weiblich.

Die Kooperative errichtete 2001 die erste Kaffee Washing Station in ganz Ruanda, um Spezialitätenkaffee zu verarbeiten. So war es ihr möglich, Ruandas ersten Single Origin Spezialitätenkaffee zu erzeugen, der im Herkunftsland geröstet wird. Damit war Maraba sozusagen ein Pionier in der Revolutionierung des Kaffeesektors, denn normalerweise wird Kaffee in Form von grünen Bohnen gekauft und in Ländern des Globalen Nordens veredelt. 

Mit dieser Erfahrung bilden die Mitglieder der Maraba-Kooperative im ganzen Land Kaffeebäuerinnen und -bauern weiter, um effiziente Systeme für die Kaffeeverarbeitung aufzusetzen. Das erhöht wiederum den Wert des Kaffees und ermöglicht es den Kooperativen so, auf dem internationalen Markt bestehen zu können.

Die mittlerweile vier Waschstationen der Kooperative (Cyarumbo, Kabuye, Sovu und Kibingo) befinden sich in und um Maraba, nahe Huye – nur einen Katzensprung von KOAKAKA entfernt. 2002 wurde Maraba zudem die erste Fairtrade zertifizierte Kaffeekooperative und hat bereits sechs Mal den Cup of Excellence gewonnen. Die Kooperative ist jedes Jahr unter den besten nationalen Kooperativen zu finden, da sie stetig in die Verbesserung der Qualität investiert.

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Jacqueline Nzasabamariya, Kaffeebäuerin

Investition in Qualität

Die Kooperative in Maraba investiert regelmäßig in bestes Equipment: die Waschstationen, das Cupping Labor und die Verarbeitungsanlage sind auf dem neuesten Stand. Doch nicht nur die Maschinen sind der Kooperative wichtig. Sie arbeitet kontinuierlich daran, die Qualität ihres Kaffees durch Weiterbildungen der Bäuer*innen und Mitarbeiter*innen zu verbessern. Das angesammelte Wissen und Know-how wird wie selbstverständlich mit anderen Kooperativen geteilt, damit auch diese von der langjährigen Erfahrung profitieren können. 

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In unserem Gespräch erläutert mir Denyse die Besonderheit von Maraba. Sie sagt, dass alle Mitglieder mit ganzem Herzen bei der Sache und loyal gegenüber ihrer Gruppe seien. Der Fokus liege generell sehr stark auf den Beteiligten, jede*r sei gleichermaßen involviert und kümmere sich im Sinne des Gemeinwohls gut um die Kaffeebäume. Die Mitglieder von Maraba sprächen von “ihrer Kooperative”, was nicht nur ein “Wir-Gefühl” erzeuge, sondern sich auch positiv auf die Ernte auswirke. Denyse sagt, dass sie das überrascht habe, weil andere Kooperativen den Fokus mehr auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Verarbeitung des Kaffees lägen. 

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Struktur und Werte der Maraba Kaffeekooperative

Um Mitglied der Kooperative zu werden, ist ein Anteil von RWF 100.000 (aktuell ca. 85€) zu zahlen – für lokale Verhältnisse eine hohe Summe. Das macht es für viele – aber besonders für Frauen – schwer, Zugang zu den Vorteilen zu bekommen, die man nur als Beteiligte*r erhält. Wenn man aber erstmal Mitglied ist, wird man automatisch Teil einer der 32 Untergruppen. Diese erleichtern die Kommunikation auf einer kleineren Ebene, kennen sich untereinander gut und bestärken sich gegenseitig in ihrer Arbeit, denn sie wissen, nur gemeinsam kann Kaffee mit bester Qualität produziert werden.

Die Frauen haben sich selbst zu eigenen Gruppen zusammengeschlossen, die sich wiederum oft mit den Jugendlichen in ihrem Umfeld austauschen. Dadurch hoffen sie nicht nur, die nachfolgende Generation mehr für die Arbeit im Kaffeesektor zu begeistern und zu motivieren selbst Kaffeebauer*in zu werden. 

Als ich Denyse frage, welche Werte in Maraba groß geschrieben werden, antwortet sie direkt: “Faire Arbeitsbedingungen, Partizipation und Gleichberechtigung”. Bei ihrem Besuch nahm sie die Angestellten in Führungspositionen als sehr professionell, aber gleichzeitig auch als unfassbar freundlich und offen wahr. Besonders die “transparency beyond”, also eine erhöhte Transparenz, wenn es um Offenlegung von Zahlen und Daten geht, kenne sie so nicht von anderen Kooperativen. 

Die Kooperative eröffnete 2003 eine eigene kleine Bank. Jede der 32 Untergruppen erhält von ihr jährlich 7.000 Euro als zinsfreien Kredit, den sie unter sich aufteilen können. In Zukunft möchte die Kooperative auch gewisse Lebensmittel in den Zeiten, wenn sie nicht angebaut werden und deshalb teuer sind, subventionieren und auch selbst vor Ort ihren Kaffee rösten, damit die Kaffeeproduzent*innen ihren eigenen Kaffee probieren und kaufen können.

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Zu guter Letzt kommen wir natürlich noch auf die spannenden Neuerungen zu sprechen, die Maraba dieses Jahr gemeinsam mit uns umsetzt. Seit Kurzem produzieren die Frauen von Maraba Kaffeebohnen für Angelique’s Finest, Kaffee aus Frauenhand. Dafür schlossen sich die weiblichen Kooperative-Mitglieder im Jahr 2017 unter dem Namen “Abizerwa” zusammen, d.h. so viel wie “vertrauenswürdig”. Mittlerweile zählt die Frauengruppe über 673 Mitglieder.

Diesen Herbst/Winter wird die erste Charge Angelique’s Finest mit den qualitativ hochwertigen Bohnen aus Maraba in den deutschen Handel kommen. Denyse berichtet, dass dafür im Verarbeitungsprozess spezielle Vorkehrungen getroffen wurden, die sicherstellen, dass die “weiblichen” Kaffeebohnen separat behandelt werden und somit auch nur diese in den entsprechenden Packungen landen. 

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Valentine Dushimimana ist in der Cyarumbo Coffee Washing Station für die Auslese und das Trocknen des Frauenkaffees verantwortlich

Die Mitglieder von Abizerwa freuen sich sehr, Teil von Angelique’s Finest zu werden:

“Wir sind so dankbar, dass wir uns den anderen Frauen von Angelique’s Finest anschließen können. Ich erinnere mich als wir Angelique vor drei Jahren trafen und sie darum baten, uns mit Käufern unseres Frauenkaffees in Verbindung zu bringen. Nun ist es soweit und wir sind sehr glücklich.”

Yvette Mukanyandwi, Kaffeebäuerin und Präsidentin der Abizerwa-Gemeinschaft
Yvette Mukanyandwi, Abizerwa, Maraba

Die Kooperative Maraba produziert mit “Café de Maraba” einen Kaffee, der schon lange ein fester Bestandteil der ruandischen Kaffeelandschaft und fast aller lokalen Supermärkte ist und inzwischen durch uns auch international Anerkennung findet. Mit der Beteiligung an Angelique’s Finest geht die Kooperative nun noch einen Schritt weiter und ermöglicht den Frauen mehr Teilhabe und Mitbestimmungsrechte im Kaffeesektor, sowie ein höheres Einkommen. Das zeigt nicht nur uns, dass diese wertvolle Partnerschaft Bestand hat und wachsen kann, sondern erfüllt die Bäuerinnen von Maraba zugleich mit Stolz und Motivation, weiter zu arbeiten. 

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Ich bedanke mich bei Denyse für dieses schöne Gespräch und all die Eindrücke, die sie mit mir geteilt hat. Ich habe durch sie förmlich den Stolz und die Leidenschaft gespürt, die die Bäuer*innen in Maraba in sich tragen. Ich freue mich jetzt schon, die Kooperative selbst zu besuchen und die Bäuerinnen persönlich kennenzulernen. 

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