Manager Isaac: Die Frauen möchten, dass ihr Kaffee auf der ganzen Welt bekannt wird

Manager Isaac: Die Frauen möchten, dass ihr Kaffee auf der ganzen Welt bekannt wird

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Isaac ist leitender Manager unserer Partnerkooperative Musasa Dukundekawa in Ruanda. Die in Ruli, Musasa ansässige Kooperative hat knapp 2.000 Mitglieder und wurde im Jahr 2000 gegründet.

Hallo Isaac, erzähl uns doch etwas zur Geschichte von Musasa Dukundekawa. Wie hat alles angefangen?

2003 finanzierte das ruandische Militär den Aufbau der ersten Washing Station in Ruli, die Anschaffung von Trockenbetten, zwei Büroräumen und einem Lager. 2004 erfolgte dann die offizielle Namensgebung Musasa Dukundekawa und die Fairtrade-Zertifizierung. Im folgenden Jahr kam die zweite Washing Station in Mbirima dazu, ein Jahr später dann die dritte in Nkara. Seit 2014 verfügen wir über eine Dry Mill, die das getrocknete Parchment aus der Kaffeekirsche schält, poliert und so zum grünen Kaffee verarbeitet, der dann geröstet werden kann.

Im Jahr 2015 startete außerdem das Milchprogramm Dukundekawas. Hier wird überschüssige Milch der Kaffeebäuerinnen und -bauern aufgekauft. Anschließend verarbeiten Mitarbeiter der Kooperative sie weiter und schenken sie in Form von Joghurt und Milch in einer kleinen Caféteria an Mitarbeiter und Gäste der Kooperative aus. Durch den so geschaffenen Markt für ihre Milch erhalten die Bäuerinnen und Bauern zusätzliche Einnahmen.

Kaffee Kooperative musasa dairy
Joghurt aus dem kooperative-eigenen Betrieb zur Milchverarbeitung

Zuletzt kam 2016 noch eine vierte Washing Station in Musambira im Süden hinzu.

Abgesehen von der Milchverarbeitung, welche sozialen Programme bietet Musasa Dukundekawa ihren Mitgliedern?

Es gibt eine kleine Solidaritätsbank. Unsere Mitglieder sind in insgesamt 31 Gruppen unterteilt, denen jeweils ein bestimmter Kreditrahmen zur Verfügung steht. Die Gruppen entscheiden dann selbstständig, ob sie einem Mitglied einen Kredit zugestehen wollen. Um das Geld zu bekommen, kann das Mitglied dann zu unserer zentralen Auszahlungsstelle in Dukundekawa kommen und das Geld direkt erhalten. So wird z.B. Mitgliedern geholfen, die in Notlagen gekommen, Schulgelder nicht bezahlen können oder Reparaturen am Haus vornehmen müssen.

Außerdem ist es unser Ziel, dass jedes Mitglied eine eigene Kuh erhält. Bisher haben wir schon 200 Kühe vergeben. Sobald ein neugeborenes Kälbchen alleine zurecht kommt, wird es an ein anderes Mitglied der Kooperative weitergegeben.

Auch Marie Bedabasingwa ist stolze Besitzerin einer Kuh, die ihr wertvollen Biodünger für den Kaffeeanbau liefert
Kaffeebäuerin Marie Bedabasingwa ist stolze Besitzerin einer Kuh, die ihr wertvollen Biodünger für den Kaffeeanbau liefert

Was passiert mit den Kaffeekirschen nach der Ernte?

Musasa kauft die Kaffeekirschen von den Erzeuger*innen. Die Kaffeebäuerinnen- und bauern können entscheiden, ob sie das Geld sofort bekommen oder auf die Gesamtsumme am Ende der Ernteperiode warten. Für diese Zahlung an die Farmer muss Musasa einen Bankkredit aufnehmen, da der Kaffee ja noch nicht verkauft ist und Musasa zu diesem Zeitpunkt über keine Geldmittel verfügt. Die Kaffeekirschen werden dann innerhalb der Kooperative zu Rohkaffee verarbeitet und mit Hilfe Rwashosccos zum bestmöglichen Preis verkauft. Was vom Gewinn nach Abzug der Verarbeitungskosten und Rückzahlung des Bankkredits übrig bleibt, wird unter den Kooperativemitgliedern verteilt. In einer Generalversammlung entscheiden sie darüber, wie viel Geld für die Infrastruktur der Kooperative (Gebäude, notwendige Maschinen etc.) ausgeben wird und wie viel des Gewinns in Form einer zweiten Bezahlung persönlich an sie zurückfließt.

Dieses System der zweiten Bezahlung gibt es übrigens fast nur bei uns. Die meisten privaten Kaffeehändler bezahlen die Bauern nur einmalig: Am Ende der Erntezeit, nach Ablieferung aller Kaffeekirschen.

Zweite Bezahlung? Wie funktioniert das? Ist die Höhe der zweiten Zahlung von der Qualität oder der Quantität der Kaffeekirschen abhängig?

Die zweite Bezahlung findet meist gegen Ende des Jahres statt, wenn der Kaffee verkauft wurde und Musasa die Erlöse errechnen konnte. Den Bäuerinnen und Bauern hilft das, weil zu diesem Zeitpunkt das Geld aus den Erntezahlungen häufig bereits ausgegeben wurde und mit Beginn des nächsten Jahres größere Zahlungen wie Schulgelder anstehen.

Um diese zweite Bezahlung gerecht zu gestalten, wird die Menge der gelieferten Kaffeekirschen im Laufe der Erntezeit notiert und die Zahlung dementsprechend angepasst. Nach Qualität der Kirschen unterscheiden wir dabei nicht, da wir ohnehin nur die hochwertigsten Kaffeekirschen einkaufen.

Ach, das ist ja interessant! Wie genau schafft es Musasa Dukundekawa denn, diese hohen Qualitätsstandards einzuhalten?

Um hochwertigen Kaffee zu produzieren und den Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden, hat sich Musasa Dukundekawa verschiedene Anreizsysteme überlegt. Statt wie private Käufer alle Kaffeekirschen aufzukaufen und dafür einen niedrigen Preis zu zahlen, kaufen wir nur die besten, feuerroten Kaffeekirschen. Unsere Bäuerinnen und Bauern sind angehalten, die Kirschen bereits vorzusortieren, dafür erhalten sie dann einen deutlich höheren Preis als bei der Konkurrenz.

Außerdem bieten wir den Bauern und Bäuerinnen mit unseren Sozialsystemen eine wichtige Unterstützung. Wer Mitglied ist, hat zudem die Chance, dass sie oder ein Familienmitglied auch in der Kooperative angestellt werden und die Familie so ein zusätzliches Gehalt beziehen kann.

Eine der Gruppen, die sich in der Kooperative zusammengeschlossen haben, ist die Frauengruppe Rambagira Kawa. Was hat es damit auf sich?

Von den knapp 2.000 Mitgliedern unserer Kooperative sind 636 Frauen. 228 dieser Frauen haben sich in der Frauengruppe Rambagira Kawa zusammengeschlossen, weitere folgten. Rambagira Kawa bedeutet übrigens so viel wie „Möge der Kaffee weiter wachsen“. Die Frauen haben diesen Namen gewählt, weil sie möchten, dass ihr Kaffee auf der ganzen Welt bekannt wird. Insofern freuen wir uns sehr, dass ihr den Kaffee der Frauen in Deutschland verkauft und schon mal einen Anfang macht.

[Das Interview führte Lilith Schardt]

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