Ausschüttung der Saisongewinne in der Kooperative Dukundekawa

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Jedes Jahr, nachdem die Kaffeebohnen der letzten Saison verkauft sind, kommen unsere Partnerkooperativen zusammen, um die im Vorjahr erwirtschafteten Gewinne auszuschütten. Bei Dukundekawa in der Nordprovinz Ruandas war es am 01. März 2021 so weit: Der Vorstand der Kooperative lud die Mitglieder zur offiziellen Auszahlung des sogenannten ‚second payments‘ nach Musasa ein.

Die ‚zweite Bezahlung‘ ist ein besonderes Merkmal, das die Kooperativen von anderen privatwirtschaftlichen Kaffeeproduzenten unterscheidet. Dazu muss man die Struktur der Genossenschaften verstehen:

Zur Erntesaison verkaufen die Bäuer*innen, die Mitglieder, ihre geernteten Kaffeekirschen an die Kooperative. Dafür erhalten die Bäuer*innen eine direkte Bezahlung, die sie sich entweder sofort in bar auszahlen lassen oder bei der Bank für Zinsen in Höhe von 3 Prozent einlagern lassen können. Die Höhe der Bezahlung richtet sich in der Regel nach der Preisempfehlung der ruandischen Regierung und lag 2020 bei Dukundekawa mit 250 RWF/kg Kaffeekirschen über dem staatlichen Mindestpreis von 216 RWF/kg.

Daraufhin kümmert sich die Kooperative um die komplette Verarbeitung der Kirschen mit allen Zwischenschritten vom Waschen übers Trocknen, Schälen, Sortieren, Lagern bis zum Transport der Bohnen nach Deutschland. Für all das, sowie für die erste Auszahlung an die Mitglieder, muss die Genossenschaft Kredite aufnehmen. Diese werden später durch den Erlös durch die Verkäufe der Kaffeebohnen getilgt. Denn sobald die grünen Bohnen fertig sind, werden sie an internationale Händler verkauft – es sei denn, sie werden wie im Fall von Café de Maraba und Angelique’s Finest von der Kooperative selbst weiterverarbeitet. In diesem so genannten Fairchain-Modell, das leider immer noch die Ausnahme im Kaffeesektor ist, wird der Rohkaffee an den kooperative-eigenen Betrieb RWASHOSCCO weitergegeben und von ihnen geröstet (bzw. dies in Auftrag gegeben) und verkauft. Da RWASHOSCCO zu 100% den Kooperativen gehört, fließen die dadurch entstandenen Gewinne wieder an die Kaffeebäuerinnen und -bauern zurück.

Am Ende jeder Saison machen die Kooperativen und ihre Buchhalter ihre Abrechnung und schauen, was im vergangenen Jahr durch die Verkäufe der Kaffeebohnen eingenommen wurde. Davon werden alle ausstehenden Rechnungen, Löhne und Kredite bezahlt und die Kooperative und ihre Mitglieder entscheiden gemeinschaftlich, was mit dem übrigbleibenden Gewinn geschehen soll.

In der Regel fließt ein Teil in neue Investitionen (z.B. eine neue automatisierte Farbsortierungsmaschine und eine Milchverarbeitungsanlage in Dukundekawa oder eine komplette Hullingfabrik bei Koakaka) und soziale Projekte (z.B. den Bau von Brunnen, Stromleitungen, Schulen oder die Vergabe von Kühen). Der Rest wird demokratisch geteilt und als ‚second payment‘ an die Mitglieder ausgeschüttet.

Der Vorstand der Kooperative präsentiert einen Check über die Gesamtsumme der ausgezahlten ‚second payments‘: über 46.000 €

In Dukundekawa kamen in diesem Jahr dabei fast 55 Millionen RWF (rund 46.300 Euro) zusammen. Diese wurden feierlich in Form eines symbolischen Checks an den Präsidenten der Kooperative überreicht. Auch die Bäuer*innen erhielten Checks über die Höhe der zweiten Auszahlung: 50 RWF pro geliefertes Kilo Kirschen plus eine Prämie von 25 RWF/kg für Kaffee aus Bioanbau plus eine Prämie von ebenfalls 25 RWF/kg für alle weiblichen Bäuerinnen. Darüber hinaus erhalten die Bäuerinnen von Angelique’s Finest eine Prämie, die direkt an die Frauenorganisationen – bei Dukundekawa die Gruppe Rambagirakawa – ausgezahlt wird, in Höhe von ca. 0,90€/kg verkauften Anglique’s Finest Kaffee.

Außerdem gibt es auch noch die Fairtrade-Prämie von 0,2$/Pfund Kaffeebohnen. Die Fairtrade-Prämie wird nicht an die Bäuerinnen direkt ausgezahlt, sondern geht in soziale Projekte der Kooperativen. Die Kooperativenmitglieder entscheiden einmal im Jahr während der Generalversammlung, welche Projekte durch die Fairtrade-Prämie unterstützt werden.

Bei all den Zahlen darf man Kaffeekirschen nicht mit Röstkaffee verwechseln. Es benötigt ca. 8 kg Kaffeekirschen, um 1 kg Röstkaffee herzustellen. Außerdem müssen die Bäuerinnen bisher noch einen großen Teil ihrer Kaffee-Ernte als grüne Bohnen zu deutlich niedrigeren Preisen auf dem Weltmarkt verkaufen, denn die Nachfrage nach Angelique’s Finest reicht noch nicht aus, um die gesamte Ernte der Bäuerinnen zu verarbeiten.

Auch Florance Nyiransabimana war für die Veranstaltung gekommen. Sie wurde als eine der Bäuerinnen ausgezeichnet, die 2020 besonders viele Kirschen geliefert hatten. „Ich bin unseren Partnern und Käufern sehr dankbar, denn dank ihnen ist unser Frauenkaffee so weit fortgeschritten, dass ich neben dem ‚second payment‘ sogar noch eine Frauenprämie on top bekommen habe“, erzählt sie. Daher hat sie die Zahl ihrer Kaffeesträucher von 400 auf 800 verdoppelt und möchte nun daran arbeiten, auch die Produktivität der Bäume zu verbessern. 

Florance Nyiransabimana spricht vor anderen den Mitgliedern der Genossenschaft und berichtet auch dem Governeur vom Erfolg von Angelique’s Finest

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