Nachhaltigkeit – dieses Wort ist derzeit in jedermensch’s Ohr. Nicht erst seit der Fridays for Future Bewegung sollte uns bewusst geworden sein, dass wir grundlegend etwas an unserem Verhalten ändern müssen, wenn wir die nächsten 100 Jahre noch gemeinsam auf diesem Planeten leben möchten. ‘Intergenerationelle Gerechtigkeit’ ist das Stichwort – die Idee, dass die uns folgenden Generationen das gleiche Recht auf Umwelt haben sollten, wie wir jetzt.
Neben der Gerechtigkeit zwischen den Generationen geht es jedoch auch um Gerechtigkeit zwischen den verschiedenen Regionen dieser Welt. Eine der Ursachen dafür, dass wir die Folgen des Klimawandels hier im Globalen Norden „gern“ oft noch vergessen ist, dass wir die negativen Konsequenzen zum Großteil noch nicht tragen müssen. Während die „Industrienationen“ durch ihre Produktion und ihren Konsum den größten ökologischen Fußabdruck haben, leidet der Globale Süden unter den Folgen der daraus entstandenen Klimakrise.
Ein im September diesen Jahres veröffentlichter Bericht von Oxfam zeigt: Das reichste 1 Prozent (63 Millionen Menschen) der Welt stieß zwischen 1990 und 2015 mehr als doppelt so viel klimaschädliches CO₂ aus wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Die reichsten 10 Prozent waren für über die Hälfte (52 Prozent) der CO2-Emissionen verantwortlich.
Diese Unausgewogenheit liegt vor allem am Lebensstil: Mit steigendem Einkommen wird exponentiell mehr konsumiert, geflogen und gefahren. Die Reichsten sind also die Verursacher*innen, die Ärmsten die Leidtragenden. Gerade dort, wo die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben und sowieso bereits unter Lebensmittelunsicherheit leiden, schlagen die Auswirkungen des Klimawandels am Härtesten zu: Hitzephasen, Dürren, Überschwemmungen, steigender Meeresspiegel, Hungersnöte und Lebensmittelkrisen – die Liste der kurzfristigen und Langzeitfolgen der Klimakrise geht unaufhörlich weiter. Die weltweit ungleiche Einkommensverteilung trägt dazu bei, dass sich die meisten Bäuer*innen nicht auf die sich ändernden Umweltbedingungen vorbereiten oder anpassen können, viele sehen ihre Lebensgrundlage bedroht.
Grafik: Kontrast.at
Viele Klimaaktivist*innen fordern deshalb zu Recht: „System change, not climate“ – „Systemwandel nicht Klimawandel“. Das herrschende Wirtschaftssystem, welches auf Ausbeutung der Umwelt und des Globalen Südens beruht, muss sofort und langfristig im Sinne der Klimagerechtigkeit umgestaltet werden.
Doch was hat das alles mit Kaffee zu tun?
Auch Kaffee ist ein Produkt, das einen großen ökologischen Fußabdruck haben kann – jedoch nicht per se haben muss. Mit der richtigen Wahl und Konsum unseres Kaffees können wir einen kleinen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise beitragen.
Hier 7 Ideen und Tipps, wie auch ihr Kaffee nachhaltig genießen könnt:
1. Kaffee aus nachhaltigem, ökologischen Anbau kaufen
Grundstein nachhaltigen Kaffees ist selbstverständlich sein Anbau, denn hier fallen die größten ökologischen Kosten an. Wie alle Nutzpflanzen verbraucht auch Kaffee und seine Aufbereitung Wasser und Energie, kann Böden und dem lokalen Ökosystem schaden. Mit der Wahl deines Kaffees kannst du also ein Zeichen setzen und umweltfreundlich agierende Kaffeebäuer*innen unterstützen. Und hier ist noch viel zu tun, denn wenngleich über 90 Prozent der Konsument*innen gern nachhaltigen Kaffee trinken würden, sind nur 10 Prozent aktuell bereit dafür im Handel mehr zu zahlen (Quelle: Global Coffee Platform).
Wichtige Aspekte eines nachhaltig angebauten Kaffees sind:
- Anbau mit und zwischen anderen (Nutz-)Pflanzen statt Monokulturen und Waldabholzung
- manueller, kleinbäuerlicher Anbau und Ernte statt industrielle Bewirtung im großen Stil
- Nutzung von ökologischen, organischen Schädlingsbekämpfungsmitteln statt chemische Herbi- und Pestizide
- Achtsame Nutzung von (Regen-)Wasser und Wiederaufbereitung des benutzten Wassers
Alle Kaffeekooperativen, mit denen wir zusammenarbeiten, achten auf umweltbewussten Anbau und teilen seit jeher die gleichen Nachhaltigkeits-Werte. Deshalb sind sie auch alle Rainforest Alliance und UTZ-zertifiziert. Einige Bäuer*innen und Kooperativen befinden sich in der Umstellung auf komplette Bioproduktion, um auch das Bio-Siegel zu erhalten. Wir begleiten die Kooperative Dukundekawa Musasa seit Jahren in diesem Prozess und haben seit Kurzem auch ihren Bio-Kaffee „Musasa“ der GEPA im Angebot.
Foto: Denyse K. Uwera
2. Kaffee mit klimafreundlichem Transport wählen
Kaffeepflanzen wachsen nur um den Äquator – das ist leider ein Fakt, an dem sich nichts ändern lässt. Damit muss er auch immer unumgänglicherweise auf weitem Weg nach Europa transportiert werden. Doch auch hier macht es selbstverständlich einen Unterschied, ob der Kaffee hierher geschifft oder geflogen wird.
Als Social Business fühlen wir uns nicht nur sozial nachhaltigem, sondern auch ökologisch nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet. Um die durch unseren Handel erzeugten CO2-Emissionen auszugleichen, kompensieren wir den gesamten CO2-Fußabdruck unserer Produktions- und Lieferkette. Das Äquivalent wird an ein ausgewähltes Ecotrust-Projekt in Uganda gespendet, mit dem Kaffee-Kooperative Mitgründer Allan Mubiru als Klimafinanzexperte bereits lange zusammenarbeitet. Trees for Global Benefits ist ein dörfliches Projekt zur Kohlenstoffbindung in der Agroforstwirtschaft, das nachhaltige Landwirtschaft mit Baumpflanzungen verbindet. Seit 2019 sind Café de Maraba und Angelique’s Finest also klimaneutral!
Innerhalb von Deutschland wird unser Kaffee übrigens mit DHL GoGreen versendet, die ihre Emissionen ebenfalls kompensieren und somit klimaneutral liefern. Innerhalb von Berlin liefern wir auf Wunsch klimaneutral mit dem Lastenfahrrad von fairsenden.
3. Kaffee nachhaltig zubereiten
Auch die Kaffeezubereitung machen laut dem deutschen Öko-Institut mit 30 Prozent einen großen Teil des Kaffee-Öko-Fußabdrucks aus.
Welche Maschine Kaffee am umweltfreundlichsten zubereitet und das Kaffeetrinken nachhaltig gestaltet, hängt von verschiedenen Faktoren und der jeweiligen Nutzung ab, weshalb eindeutige Aussagen darüber, wie man seinen Kaffee zubereiten sollte, schwer sind. Auf folgende Aspekte solltet ihr jedoch auf jeden Fall achten:
- Stromverbrauch: Kaffeemaschinen verbrauchen einen großen Teil ihres Stroms nicht bei der Zubereitung des Kaffees, sondern bei seiner Warmhaltung und im Standby-Modus. Schaltet eure Maschine also immer ab, wenn nicht benötigt und vermeidet unnötige Warmhaltefunktionen. Utopia hat hier eine Liste mit den energieeffizientesten Kaffeemaschinen veröffentlicht.
- Müllproduktion: Kapsel- oder Padmaschinen produzieren vermeidbaren Müll – bei jeder einzelnen Tasse. Die Kapseln bestehen meist aus Aluminium, das in der Produktion Energie-intensiv sowie schadstoffreich ist und einen hohen CO2-Ausstoß verursacht. Immerhin gibt es inzwischen wiederverwendbare oder kompostierbare Kapseln, verpackungslosen Kaffee können sie aber natürlich trotzdem nicht schlagen.
- Menge: Bereitet immer nur so viel Kaffee zu, wie ihr tatsächlich benötigt und versucht, nichts wegzuschütten, da sonst unnötig Energie und Wasser verbraucht wurden. Vollautomaten oder Kapselmaschinen haben hier natürlich einen Vorteil.
Am umweltfreundlichsten bereitet ihr euren Kaffee laut dem deutschen Ökoinstitut mit klassischen Methoden wie der FrenchPress oder dem Espressokocher (auch Moka oder Bialetti genannt) zu. Hier fällt deutlich weniger Verpackungsmüll als bei Kapseln oder Padmaschinen an und mit einem energieeffizienten Wasserkocher oder Herd (auf die Größe der Herdplatte achten!) fällt auch der Energieverbrauch recht gering aus.
4. Kaffee nachhaltig trinken und Becher wiederverwenden
Große Klimasünder sind die Kaffee-to-go-Einwegbecher. Wenn auch praktisch für das tägliche Kaffeetrinken unterwegs, produzieren sie einen Berg an Müll. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Kaffee-to-go-Bechers sind 15 Minuten. 2019 wurden 320.000 Coffee-to-go Becher wurden pro Stunde (!) weggeworfen. Das macht 2,8 Milliarden Einwegbecher und damit 40.000 Tonnen Müll im gesamten Jahr!
Doch inzwischen gibt es gute Alternativen: den persönlichen Mehrwegbecher, kompostierbare Becher oder lokale Pfandsysteme wie RECUP. Deutsche Konsument*innen sind dem Mehrwegbecher gegenüber mehr als aufgeschlossen: 66 Prozent der Befragten einer Studie können sich vorstellen eigene, wiederverwendbare Kaffee-to-go-Becher zu nutzen. Weitere 58 Prozent sind einem Pfandsystem mit wiederverwendbaren Coffee-to-go-Bechern gegenüber aufgeschlossen.
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista5. Auf die Verpackung achten
Neben dem Becher und den Kapseln spielt natürlich auch die Verpackung des Kaffees selbst eine Rolle bei der Umweltverträglichkeit der Kaffeewahl. Unsere Kaffeeverpackungen kommen aus logistischen Gründen meist in der 500g-Größe, aber dafür kannst du ihnen nach der Nutzung ein zweites Leben geben: Unsere Freunde von Zweiter Aufguss nähen sowohl aus den Angelique’s Finest-Verpackungen als auch aus den Café de Maraba-Kaffeesäcken tolle Taschen verschiedener Form und Größe:
- Rucksackbeutel, die auch als Geschenkverpackungen dienen können
- praktische große Trage- und Einkaufstaschen
- niedliche Kosmetiktäschchen
So müssen die Verpackungen nicht im Müll landen und bekommen ein zweites Leben. Wie’s genau funktioniert, erfährst du hier.
6. Nachhaltiger Kaffee im Büro
60 Prozent der Deutschen trinken Kaffee auf der Arbeit, aber nur 23 Prozent der Arbeitgeber bieten nachhaltigen (fairen oder ökologischen) Kaffee an, so der Kaffeereport 2020. Schon mal drüber nachgedacht, im Büro auf nachhaltigen Kaffee umzustellen?
Wir bieten gute Deals für Büros und Geschäftskund*innen an, mehr dazu hier.
7. Kaffeesatz wiederverwenden
Und zu guter Letzt: verwende deinen Kaffeesatz wieder! Auch dieses „Abfallprodukt“ muss nicht zum solchen werden, sondern kann herrlich für andere Zwecke eingesetzt werden:
Als Dünger: Kaffeesatz enthält immer noch viele reichhaltige Nährstoffe wie Kalium, Stickstoff, Phosphor, Gerbsäure und Antioxidantien, die auch in herkömmlichen Düngern stecken. Außerdem soll das Koffein Schnecken, Wespen und Katzen verschrecken… Einfach trocknen lassen und ein wenig davon an die Pflanzenerde geben. Mehr Tipps dazu gibt’s hier.
Als Peeling: Die heilenden Kräfte des Kaffees kannst du auch auf der Haut anwenden und den Kaffeesatz zu einem wunderbaren Peeling verarbeiten. Es gibt verschiedenste Rezepte: mit Zucker, Kokosöl, Honig, Quark – such dir deine Lieblingsvariante darunter aus. Kaffee-Peeling-Rezepte gibt’s hier.
Als Zukunftsorakel: Falls du gerade keine Tarotkarten zur Hand hast, tut’s vielleicht auch der Kaffeesatz am Grund der Tasse… Deiner Phantasie und Interpretationen sind da keine Grenzen gesetzt!
Weitere Tipps für den Einsatz von Kaffeesatz findest du in diesem Beitrag.
Fazit
Du siehst, es ist gar nicht so schwer, deinen Kaffeekonsum nachhaltiger zu gestalten. Du kannst an verschiedenen Punkten ansetzen, also fang am Besten da an, wo es dir am leichtesten fällt.
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