Die Fairtrade Awards – auch bekannt als die Oscars des fairen Handels – wurden am 6. Juni zum neunten Mal verliehen. In diesem Jahr schmückte sich der Wintergarten Berlin in den Farben der Fairtrade Awards, die alle zwei Jahre stattfinden. Die Auszeichnung gilt als wichtigster Preis für die Akteur*innen des fairen Handels. Die Kaffee-Kooperative, zusammen mit den FairActivists und der Abizerwa Women’s Association, gehören zu den diesjährigen Gewinnern und wurden mit dem Fairtrade Award in der Kategorie ‘Climate Heroes Society’ ausgezeichnet. Die Laudatio hielt die Klima-Aktivistin Louisa Schneider, die im Anschluss den begehrten Preis übergab. Moderiert wurde die Veranstaltung von Anke Engelke. Mit dem Fairtrade Award wird das gemeinsame Engagement der Beteiligten für Klimagerechtigkeit und Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise im globalen Süden gewürdigt. Was uns zu den Awards gebracht hat ist die Angelique’s Finest, Strong Women. Strong Coffee. Special Edition “Klima-Kaffee”, die wir im letzten Jahr gelaunched haben.
Für jede verkaufte Packung Angelique’s Finest Klima-Kaffee wurde ein Schattenbaum in Ruanda finanziert. Insgesamt waren es 500!
Warum Klima-Kaffee? Klima Ungerechtigkeit!
Nord-Süd-Diskrepanz
Die FairActivists transportierten den Klima-Kaffee per Lastenfahrrad klimaschonend über 400 km von Hamburg nach Berlin. Auf ihrem Weg in die Hauptstadt lieferten sie den Kaffee an umliegende Fairtrade-Towns, -Schools und Cafés und machten vor Ort auf die Situation der Kaffeebäuer*innen aufmerksam. Ihre Motivation war es, auf die bestehende Klima-Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Denn die Folgen des Klimawandels sind keineswegs gleich oder gar gerecht verteilt. Der hohe Lebensstandard im globalen Norden geht auf Kosten der Länder im globalen Süden. Die Menschen im globalen Süden sind viel stärker von der Klimakrise betroffen, obwohl der globale Norden sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit als Hauptverursacher gilt. Zehn Länder der Welt – darunter Deutschland – sind für zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Diese entstehen unter anderem durch den Auto- und Flugverkehr, die Verbrennung fossiler Energieträger und den hohen Fleischkonsum (RESPEKT | ARD alpha, 2024). Im Jahr 2021 lag Deutschlands CO2-Ausstoß pro Kopf bei 8,58 Tonnen der von Ruanda bei 0,61 Tonnen.
Situation in Ruanda
Auch in Ruanda ist der Klimawandel kein Zukunftsszenario mehr, sondern bereits längst Realität und nicht zu ignorieren. Beim seinem letzten Besuch in Ruanda hat unser Co-Founder Xaver Kitzinger die Produzentinnen von Angelique’s Finest gefragt, was Ihnen aktuell am meisten Sorgen bereite. Die Antwort war eindeutig: Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Kaffeeanbau. Aufgrund der hügeligen Topografie Ruandas sind ca. 90% der Ackerflächen besonders anfällig für Dürre und Starkregenereignisse. Die Landwirtschaft leidet unter meteorologischen Extremereignissen, es kommt zu Ernteausfällen (giz, 2021). Dies war der Startschuss für den Klima-Kaffee.
Klima und Gender
Angelique’s Finest steht für hochqualitativen Arabica-Kaffee, der ausschließlich von Frauen produziert wird. Dies unterstreicht die Bedeutung der Rolle von Frauen im Kampf gegen die Klimakrise, von der sie, besonders im Kaffeesektor, überproportional betroffen sind. Durch die Folgen des Klimawandels sind Frauen teilweise gezwungen, zusätzliche Arbeit zu leisten, wodurch beispielsweise weniger Zeit für Bildung bleibt. Frauen können jedoch durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bedeutende Beiträge zur Katastrophenprävention und -bewältigung auf lokaler und individueller Ebene leisten. Damit ihr Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise maximiert werden kann, benötigen sie den gleichen Zugang zu Bildung, Forschung und Ressourcen. Der Klima-Kaffee bietet damit eine gendersensible Perspektive auf die Ursachen, Auswirkungen und die Bekämpfung der Klimakrise. Ohne Geschlechtergerechtigkeit kann es keine Klimagerechtigkeit geben (UN Women, 2022).
Aktiv bleiben: Schattenbäume auf den Fairtrade Awards
Mit der Verleihung des Awards endet unser Engagement für Klimagerechtigkeit natürlich nicht, sondern wir sehen uns vielmehr darin bestätigt, weiterzumachen. Deswegen hat die Kaffee-Kooperative eine neue Kampagne ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, unseren Einsatz in in diesem Jahr zu verdoppeln und 1000 Schattenbäume zu finanzieren. Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht wird, müssen 1000 Päckchen Angelique’s Finest Klima-Kaffee à 500g verkauft werden. Um keine Zeit zu verlieren, auf die Situation in Ruanda aufmerksam zu machen und allen, die nicht bei unserer Klima-Kaffee Fahrradtour dabei sein konnten, eine kleine Kostprobe zu geben, hatten die Galateilnehmer*innen bereits am Abend der Preisverleihung die Möglichkeit, auf unserem Kaffeekoop-Bike aktiv zu werden! Für jede 250 Meter, die sie zurückgelegt haben, wurde ein Schattenbaum finanziert und somit ein Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit geleistet. Das Radeln war zudem eine willkommene Aktivierungsmaßnahme nach dem leckeren, vegetarischen 3-Gänge-Menü mit zahlreichen Fairtrade Zutaten.
Insgesamt 69 Teilnehmer*innen radelten 32,5 km und finanzierten damit 130 Schattenbäume in Ruanda!
Radeln für Schattenbäume & Klimagerechtigkeit
© Fairtrade I Tim Keweritsch
Schauspielerin Anke Engelke mit Plädoyer für den fairen Handel
Zu den Laudator*innen der feierlichen Preisverleihung im Berliner Wintergarten zählten unter anderem Moderator Ralph Caspers, Model und Podcasterin Marie Nasemann, Influencerin und Buchautorin Domitila Barros, die Schauspielerinnen Lavinia Wilso und Susan Hoecke sowie die Klima-Aktivistin Louisa Schneider. Durch den Abend führte Schauspielerin Anke Engelke, die sich mehr fairen Handel in Deutschland wünscht. „Nur jede fünfte Tafel Schokolade in Deutschland trägt ein Fairtrade-Siegel. Klar, das ist besser als nix, aber stabile Mindestpreise und Prämien sollten doch für ALLE Kakaobauernfamilien möglich sein“, so Engelke. „Wer fair gehandelte Schokolade kauft, unterstützt diese Familien dabei, Armut aus eigener Kraft zu überwinden und sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen.“ Die Schauspielerin moderierte die Veranstaltung bereits zum siebten Mal.
Herausragendes Engagement: Claudia Brück bedankt sich bei Unterstützern
Claudia Brück, Vorständin Kommunikation und Politik von Fairtrade Deutschland, betonte die Vielfalt und Kreativität, die das Engagement für den fairen Handel weckt: „Zu sehen, wie viele Unternehmen, Organisationen und Aktive sich gemeinsam mit Fairtrade für eine nachhaltige Zukunft engagieren, ist überwältigend“, so Brück. „Mit den Fairtrade Awards wollen wir unsere Wertschätzung für diesen herausragenden Einsatz für mehr Fairness ausdrücken. Danke, dass Sie sich mit uns gemeinsam für Mensch, Klima und Natur einsetzen.“
Auf dem Foto ist Angelique Karekezi zusammen mit: dem Botschafter Ruandas in Deutschland Igor Cesar, Fairtrade Aufsichtsrätin Christina Arkenberg, Bundesministerin Svenja Schulze, Fairtrade Vorstand Claudia Brück, CEO Fairtrade International Sandra Uwera, Honigproduzentin Ana Laura Sayago.
Unabhängige Jury wählte die Gewinner*innen der Fairtrade Awards
Die Fairtrade Awards wurden in insgesamt sieben Kategorien verliehen: Wirtschaft, Newcomer, Zivilgesellschaft, Nachwuchs, Climate Hero Business und Climate Hero Society sowie ein Publikumspreis, dessen Gewinner bereits im Voraus über ein Online-Voting ermittelt wurde. Eine Fachjury besetzt aus Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft wählte aus den zahlreichen Bewerbungen die Finalisten. Nominiert waren unter anderem fairfood Freiburg, Lidl, F41R Commodity, SchokoSchatz, KölnAgenda, Tatort – Straßen der Welt, die Technische Hochschule Ulm sowie die Schweinfurter Fairtrade Schulen. Eine Übersicht über alle Nominierten und Preisträger*innen finden Sie hier.
Persönliches Fazit
Die Fairtrade Awards 2024 waren ein beeindruckender und inspirierender Abend. Sie haben nicht nur die bevorstehenden Herausforderungen verdeutlicht, sondern auch die bereits erzielten Fortschritte gefeiert. In diesem Video könnt ihr die schönsten Momente noch einmal erleben und unter anderem eins von Charlottes (FairActivist) “Highlights” erfahren!
Für mich (Janne, ASA Stipendiantin) war es das erste Mal, an einer so großen Gala mit bekannten Gesichtern teilzunehmen und ich bin dankbar für die Möglichkeit, aus der ersten Reihe partizipiert zu haben. Es war spannend zu sehen, wie vielfältig das Engagement unter dem Fairtrade-Siegel ist, was zugleich auch verdeutlicht, wie tief ungerechte Strukturen systemisch verankert sind. Zwischendurch habe ich mich deswegen während des Abends gefragt, ob das glamouröse und sicherlich kostspielige Veranstaltungsformat dem Kern der Sache gerecht wird. Letztlich habe ich darauf natürlich keine Antwort. Alles in allem fällt das Fazit des Abends für mich jedoch positiv aus. Denn: die Awards bieten Raum zur Vernetzung und zeigen nicht nur Herausforderungen auf, die noch vor uns liegen, sondern feiern auch Fortschritte, die bereits – auch in Zeiten multipler Krisen – erzielt worden sind.
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