Der Großteil der weltweiten Arabica-Bohnen wird auf Kaffeeplantagen in Monokultur angebaut. Das ist aus verschiedenen Gründen problematisch: So kommen auf diesen Kaffeeplantagen Pestizide und chemische Dünger zum Einsatz, die nicht nur Kaffee-Schädlinge töten, sondern auch nützliche Insekten. Anschließend gelangen die Agrargifte in den Wasserkreislauf. Nicht selten herrschen auf den Kaffeeplantagen schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung. Solche Monokulturen führen zu einem Verlust der Biodiversität, die Pflanzen bauen keine Resilienz auf und sind anfälliger für den Klimawandel. Keine guten Bedingungen für den Rohstoff Kaffee, dessen Nachfrage das Angebot bis 2050 um das Dreifache übertreffen soll. Momentan steigt der Kaffeepreis angesichts der Ernteausfälle in Brasilien. Nach Schätzungen wird das Land 22 Prozent weniger Arabica-Kaffee exportieren können.
Kaffee wird vor allem in Brasilien, Vietnam und Kolumbien auf Monokultur-Plantagen angebaut. In Ostafrika ist das erfreulicherweise anders. 335.000 Menschen arbeiten hier im kleinbäuerlichen Kaffee-Anbau. Das ist zwar weniger produktiv und teurer, sorgt aber auch für eine höhere Qualität des Kaffees. Das liegt unter anderem an der manuellen Ernte, bei der nur die wirklich reifen Kaffeekirschen geerntet werden, die anschließend noch mehrfach per Hand verlesen werden.
Vorteile von Kaffeeplantagen mit Mischanbau
In Ruanda wird Kaffee im Mischanbau statt in Monokultur angebaut. Familien, die vom Kaffeeanbau leben, sind somit nicht komplett vom volatilen, börsenbestimmten Kaffeepreis abhängig. Sie bauen einen Teil ihrer Nahrung selbst an und können das, was übrig bleibt, auf dem Markt verkaufen, um zusätzliches Einkommen zu generieren.
„Als ich das erste Mal in Ruanda in die Anbaukooperativen fuhr und von Kaffee noch keine Ahnung hatte, wusste ich erst gar nicht, wann wir das Anbaugebiet eigentlich betreten haben. An den steilen Hügeln wuchsen verschiedene Nutzbäume und unter den Bäumen Bananenplantagen und eine Vielzahl anderer Feldfrüchte wie Hirse oder Mais. Die Kaffeebüsche waren oft recht unscheinbar ein Teil des vielfältigen Grüns. Ganz anders als die Bilder, die man von den Kaffeeplantagen kennt, mit ihren geraden Linien und dem eintönigen Grün.“
Xaver Kitzinger, Mitgründer von Kaffee-Kooperative
Da im kleinbäuerlichen Anbau mehr Arbeitskraft gefordert ist, gibt es hier mehr Beschäftigungsmöglichkeiten auf den Kaffeeplantagen. Durch die größere Biodiversität wird weniger Dünger benötigt oder gleich auf Bio-Dünger umgestellt. So kommen deutlich weniger Pestizide zum Einsatz. Die Kaffeepflanzen sind durch das Mikroklima, die Kleinteiligkeit und lokale Kenntnisse anpassungsfähiger an den Klimawandel.
Baptiste Munezero, einer der Agronomen der Kooperative Maraba, erklärt, warum es so wichtig ist Kaffee in Verbindung mit anderen Pflanzen anzubauen. Bananen- oder Papayabäume, Silbereichen (Grevillea) oder Calliandra spenden den Kaffeesträuchern den benötigten Schatten. Zudem versorgen sie den Boden mit entsprechenden Nährstoffen und helfen mit ihrem starken Wurzelwerk gegen Bodenerosionen. Besonders im zunehmendem Klimawandel und den damit einhergehenden stärkeren Regenfällen sind diese Bäume essenziell für den Kaffeeanbau.
Jede Kooperative hat mehrere Agronom*innen, die sich um die (Kaffee-)Pflanzen ihrer Mitglieder kümmern, Workshops über effektive Farmpraktiken geben und sie bei aufwendigen Arbeiten, wie der Astbeschneidung, unterstützen. Die abgeschnittenen Äste können dann wiederum für die Bodenbedeckung auf den Kaffeefeldern genutzt werden. Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens bleibt erhalten. So wird eine gute Umgebung für die notwendigen Mikroorganismen geschaffen.
Die neoliberale Logik strebt eine immer höhere Produktivität an, von kleinen Parzellen hin zu großen Kaffeeplantagen. Wir sagen: Der kleinbäuerliche Anbau ist ideal für ein Land wie Ruanda mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte und die einzige Möglichkeit, um Landflucht und ländliche Armut zu bekämpfen.
Laut Rafael Schneider von der Welthungerhilfe ist die Förderung von Kleinbauern im globalen Süden wichtig, um die Lebensmittelversorgung in der Region zu sichern. Denn die Kleinbäuerinnen und -bauern bauen 70 Prozent der Nahrungsmittel an, die im globalen Süden konsumiert werden. Eine explizite Förderung ist unter anderem deshalb notwendig, weil viele Kleinbäuerinnen und -bauern unter Hunger leiden, da sie nicht genug produzieren. Sie bräuchten größere Flächen, bessere Anbaumethoden, besseres Saatgut, bessere Bewässerungsmethoden, mehr Mechanisierung und bessere politische Rahmenbedingungen.
Auch Preise sind ein wichtiger Faktor: Kleinbäuerlicher Anbau funktioniert nur, wenn für die relativ geringen Erträge und Kaffeemengen ein sehr guter – und vor allem – fairer Preis gezahlt wird, sonst lohnt sich der Kaffeeanbau schlichtweg nicht. Die Form der Kooperativen mit starken Strukturen und geschultem Personal ist besonders gut geeignet, um das traditionelle Wissen zu pflegen und neue Anbaumethoden wie die Permakultur zu erproben. Tatsächlich wird das, was in Ruanda passiert, heute oft unter dem Trendbegriff Permakultur beschrieben. Dabei werden auf den Plantagen neben den Kaffeepflanzen auch viele verschiedene Nutzpflanzen, die sich optimal ergänzen, gleichzeitig und nebeneinander angebaut, so dass der Boden permanent bedeckt ist.
Schmecken Sie den Unterschied!
Unsere Kaffees Café de Maraba und Angelique’s Finest werden in kleinbäuerlicher Weise in ruandischen Kaffeekooperativen angebaut. Nur die reifen, roten Kaffeekirschen werden verarbeitet und im Produktionsprozess vier mal per Hand und noch einige Male maschinell verlesen. So gelangen nur die besten Kaffeebohnen in Ihren Kaffee. Erfahrene Röstmeisterinnen und Röstmeister verarbeiten die Bohnen schonend im Trommelröster, bis sie ihren schokoladig-fruchtigen Geschmack entfalten, der so typisch für Ruanda ist. Probieren Sie es gleich aus!
Schreiben Sie einen Kommentar