Unsere Kollegin Lilith nutzt ihren Aufenthalt in Ruanda, um dem Röstprozess der Kaffeebohnen in der Rösterei unseres Partners Rwashoscco beizuwohnen und mit den Röster*innen zu fachsimpeln.
Der Röstprozess unseres Kaffees
Der Duft des Kaffees ist unbeschreiblich, das Dröhnen der glänzenden Maschine laut, während tiefbraune Bohnen ihre Runden drehen.
Eigentlich sieht es hier gar nicht so anders aus, als in jenen feinen, erlesenen Kaffeemanufakturen im fernen Europa – nur dass es eben nicht Europa ist.
Diese Rösterei liegt tief im Osten Kigalis, der Hauptstadt Ruandas. Gemütlich schmiegt sie sich in eines der seltenen Täler der sonst so hügelgesäumten Großstadt – umgeben von grünen Äckern und kleinen Wasserläufen.
Hier fachsimpeln Eugenie, Emerthe, Emmanuel, Fulgence, Benjamin, Adalbert und Adolphe über Röstgrad, Temperatur und Bohnenqualität. Sie sind Röster*innen unseres Partners Rwashoscco. Benjamin und Adalbert sind die Chefröster. Fulgence, Emmanuel und Benjamin bilden den Nachwuchs. Ihre Eltern arbeiten als Kaffeebauern in den Kooperativen. Warum Rwashoscco den Nachwuchs intern rekrutiert, erklärt Geschäftsführerin Angelique Karekezi in diesem Video:
Sie sind derzeit die einzigen in Ruanda, die der großindustriellen Kaffeeröstung in Deutschland etwas entgegen setzen. Eine Rösterei im globalen Süden, Fairtrade-zertifiziert und vollständig im Besitz ihrer Kaffeebauern … davon könnte es ruhig ein paar mehr geben!
Zelebriert wird diese Vorreiterrolle jedoch nicht. Stattdessen erklärt Benjamin mir lieber präzise, wo er den grünen Kaffee in die Maschine einfüllen muss, wie hoch die Temperatur ist und wann er die Bohnen aus dem Röster befreien muss.
„Bis zu 36 Tonnen Kaffee können wir hier im Jahr rösten,“ erklärt er mir stolz. „Dafür nutzen wir hauptsächlich diese Maschine hier – er zeigt auf einen großen Probat Trommelröster. Wenn es mal viel zu tun gibt, nutzen wir auch diesen älteren, zweiten Apparat.“
„Die kleine Röstmaschine hier vorne, die haben wir am Anfang genutzt, als wir in Ruanda noch nicht bekannt waren. Damals haben 10 kg am Tag gereicht, doch seitdem sind wir gewachsen. Und das dort, was aussieht wie ein Dosenhalter, ist in Wirklichkeit unsere Maschine für Röstproben. Unsere Qualitätsmanagerin Eugenie nutzt sie, um die Marktqualität einer Ernte zu bestimmen.”
Ich fokussiere die Flamme, die hinter der winzigen Scheibe lodert und die Bohnen langsam an Farbe gewinnen lässt.
Nach einer Röstzeit von etwa zwölf Minuten sind aus dem grünen Kaffee-Parchment, die dem Europäer so bekannten, dunkelbraunen Bohnen geworden. Benjamin öffnet den Hebel und mit einem lauten Prasseln ergießen sich die Bohnen in den Fangbehälter der Röstmaschine.
Stoisch – dem Schwall von Hitze trotzend – rührt dort ein langer Metallarm im Meer des braunen Goldes. Kleinste Bohnen purzeln durcheinander und verströmen dabei einen Duft, der noch weit über die Grundstücksgrenzen hinaus die Luft erfüllt. Die Bohnen kühlen ab.
Benjamin ist schon lange bei Rwashoscco, drei Jahre. Das Rösten hat er bei der ruandischen Landwirtschaftsbehörde NAEB gelernt und von der Union Hand Roasted Coffee, einer britischen Kaffeerösterei.
Er zeigt wie die Überreste des Röstprozesses aus den Rohren entfernt werden müssen und wiegt dabei große Säcke Kaffeebohnen aus.
Viele Umrundungen und einige Minuten später ist das Röstergebnis kalt genug, um weiter in eine große Tonne zu rasseln und von dort in den Nebenraum – das Lager – gehievt zu werden.
Eine kleinere Mühle mahlt dort friedlich, während im Nebenraum alles in Café de Maraba-Tüten gepackt wird, von Adalbert und Eugenie und Benjamin und Emerthe oder wer auch immer Zeit dazu hat – per Hand und vielleicht so gar nicht im Klaren darüber, was ihre Arbeit in Zeiten von großen Maschinen und großen Profiten in Europa bedeutet.
Für die Produktion von Angelique’s Finest, Kaffee aus Frauenhand ging Rwashoscco noch einen Schritt weiter. Da die Nachfrage die Produktionskapazitäten der Kooperative eigenen Rösterei in Kigali übersteigt, beauftragten die Produzentinnen kurzerhand eine Lohnrösterei bei Hamburg – ein absolutes Novum im Kaffeesektor!
Unabhängig davon, wo der Röstprozess stattfindet, profitieren die Kaffeebäuerinnen davon, dass die Verarbeitung in ihren Händen liegt. Durch die erhöhte Wertschöpfung erhöht sich auch das Einkommen der Produzent*innen. Immerhin fallen die höchste Gewinne am Ende der Wertschöpfungskette beim Rösten und der Vermarktung an. Üblicherweise liegen diese Schritte in den Händen der großen Kaffeemarken – nicht jedoch bei unseren Partner*innen. Die Kaffeemarken gehören den Produzent*innen, ebenso wie die Verarbeitung zum fertigen Spitzenprodukt. Dieses Fairchain genannte Handelsmodell ermöglicht es Kaffeebäuerinnen und -bauern den Herausforderungen im Kaffeeanbau zu trotzen und ein profitables Geschäft aufzubauen.
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