Präsidentenwahl in Ruanda 2017

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Unsere ASA-Stipendiation Lilith arbeitet aktuell für drei Monate in Ruanda. Dort begegnet sie den Mitgliedern unserer Partnerkooperative und stößt neue Projekte an. Anlässlich der Präsidentenwahl berichtet Lilith heute über den Wahlkampfalltag und welche Rolle Präsident Paul Kagame beim Aufbau des Kaffeesektors spielt. #Lilithberichtet

Seit Wochen bereits wird in Ruanda auf den heutigen Wahltag hingefiebert. Die sauberen Straßen Kigalis sind in den Farben der Regierungspartei, der Ruandischen Patriotischen Front (RPF), geschmückt. Selbst die prominenten Kreisel im Citycenter weisen kleine rot, weiß, blaue Vasen und ebenso dekorierte Stäbe auf.
Gelegentlich ziehen Wahlkampfbusse oder Jogger, in RPF-Shirts uniformiert, durch die Straßen. Die einen lautstark grölend, hüpfend und in überschwänglicher Begeisterung Kagames Namen rufend, die anderen nicht weniger begeistert in Kinyarwanda skandierend und gegen die Busdecke trommelnd.

Seelenruhig hingegen lächelt das Konterfei des Präsidenten, Paul Kagame, auf seine Bürger herab. Und das von ungefähr überall, von wo aus es sich eben gut lächeln lässt: Wänden, Bannern, Autos, T-Shirt und sogar Whatsapp-Profilbildern. Der makellos blaue Hintergrund der Kampagnenbilder steht dabei in merkwürdigen Kontrast zu den sonst in rotem Staub liegenden grün-braunen Hügeln des Landes.

Kagame, Ruandas Staatschef seit 2000, war als Anführer der RPF 1994 maßgeblich an der militärischen Beendigung des Genozids an der Tutsi-Bevölkerung Ruandas beteiligt. Seitdem ist er ebenso beliebt wie umstritten. Im Ausland werden nicht nur seine Entwicklungsprogramme und Ruandas wirtschaftlicher Aufschwung gelobt, sondern auch der Umgang mit Opposition und Meinungsfreiheit kritisiert. Über die tatsächliche, politische Realität der Ruander zu urteilen, steht mir nach nur wenigen Wochen im Land und ohne ausreichende Kenntnisse in Kinyarwanda nicht zu.

Auf den ersten Blick jedenfalls scheint der amtierende Präsident einen großen Teil der Bevölkerung hinter sich vereinen zu können. Rwashoscco-Chefin Angelique trägt Kagame nicht unpathetisch mitten auf der Brust und auch in der Partnerkooperative Musasa ist ein Plakat des Präsidenten zu finden.

Was also hat dieser Mann getan, um bei der Kaffeeindustrie im Land derart beliebt zu sein?

Der erfolgreiche Entwicklungsplan Paul Kagames konzentriert sich in großem Maße auf die ruandische Landwirtschaft, in der etwa 90 Prozent der Bevölkerung arbeiten. Insbesondere die Kaffee- und Teeindustrien wurden dabei von der Regierung gefördert und professionalisiert. Zwischen 2000 und 2013 stieg der Exportpreis für 1 Kilogramm Kaffee von 0,20 US-Dollar auf 4 US-Dollar.

So wurde unter Kagame ab 2002 beispielsweise eine großangelegte Umstrukturierung der Agrarfläche zu Kaffeeland durchgeführt. Außerdem investierten Regierung und internationale Entwicklungsprogramme in über 200 Maschinen landesweit, um die Bohnen vor Ort zu waschen, zu sortieren und zu trocknen und so den Exportpreis anzuheben. Die neu geschaffene Nationale Entwicklungsagentur für den Export von Agrargütern (Naeb) fördert neben dem Export landwirtschaftlicher Güter auch die Produktion von Röstkaffee für den lokalen Markt.

Kein Wunder also, dass die Kaffeeindustrie von einer Wahl Paul Kagames profitiert. Das Wirtschaftswachstum ist bezeichnend: Bis zu 8 Prozent Anstieg des BIP kann Ruanda jährlich vorweisen und auch die Erlöse aus dem Export stiegen in den letzten Jahren merklich.

Etwas persönlicher erklärt mir Kaffeebäuerin Laurence, warum sie Paul Kagame unterstützen wird:

“Für mich bringt Kagame Frieden. Seit ich nach dem Genozid nach Ruanda zurückgekehrt bin, hat mich niemand bedroht, ist niemand mehr ungefragt in mein Haus eingedrungen.“

Außerdem erklärt sie, dass ihr Kagames politisches Programm Hoffnung gibt:

„Der Plan, sich zu entwickeln und hart zu arbeiten, funktioniert. Leute haben sich verändert, wir sind sicher, wir haben Frieden. Und auch den Genozidopfern wurde mit vielen Programmen geholfen. Ein guter Staat ist wie ein Vater, er sorgt für dich, wenn du ihn brauchst,” sagt Laurence.

Hoffen wir, dass es solch ein guter Staat ist, den Ruanda nach diesem Wahltag bekommen wird.

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