Die Rolle der Kooperativen im Kaffeeanbau und in der Produktion von Angelique’s Finest

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Bei unserem letzten Besuch in unserer Partnerkooperative in Maraba sprachen wir mit Theophile Biziyaremye, dem Manager der Kaffee-Kooperative, über die Rolle der Kooperativen allgemein und in der Produktion von Angelique’s Finest, Kaffee aus Frauenhand, im Besonderen. Angelique’s Finest ist ein Kaffee, der komplett von Frauen produziert wird. Die Marke und die Produktion des Kaffees liegt in den Händen der Kaffeebäuerinnen. Mit Angelique’s Finest verdienen diese 55 Prozent mehr als im üblichen Handelsmodell. Wir nennen das Fairchain: Eine wirklich faire (und transparente) Wertschöpfungskette.

Aufgaben der Kooperative

Die Kooperative in Maraba kauft alle Kaffeekirschen der Kaffeebauern und -bäuerinnen auf. Zu diesem Zeitpunkt ist noch völlig unklar, wie viele der Kaffeekirschen gut oder schlecht sind und wie erfolgreich diese verkauft werden können. Erst im Verarbeitungsprozess werden die Bohnen nach den Qualitäten A1 bis A3 sortiert. Theophile sagt, es sei die Pflicht der Kooperative, alle Kaffeekirschen abzunehmen, auch wenn sie noch keinen Markt dafür haben. Es sei ihre Verantwortung, die Kaffeekirschen zu verarbeiten und zu verkaufen. Der Verkauf ins Ausland erfolgt über das Dachunternehmen der Kooperativen, RWASHOSCCO, das über eine Exportlizenz verfügt.

Theophile berichtet von einer gesunkenen Nachfrage, auch im Zusammenhang mit Covid-19, und hofft, dass diese in den nächsten Jahren wieder anzieht. Da die Kaffeekooperative in Maraba Fairtrade-zertifiziert ist, sei der Kaffeepreis stabil, jedenfalls solange der börsenbestimmte Weltmarktpreis darunter liege. In Ruanda wird der Kaffeepreis zudem von der Exportbehörde festgelegt und darf von den Kooperativen nicht unterschritten werden. Im Jahr 2021 lag dieser bei 250 RWF, Maraba bezahlte den Kaffeebäuerinnen und -bauern 600 RWF.

Die Kooperative selbst hat viele Kosten, etwa die Instandhaltung der Maschinen und der zentralen Waschstation sowie Aufwendungen für Düngemittel, Strom, Wasser und Personal. Theophile möchte, dass die Kooperative in Maraba in den nächsten Jahren wächst und hofft, dass Angelique’s Finest dazu beitragen wird.

Der Manager der Maraba-Kooperative ist sehr froh darüber, dass auch Frauen Mitglieder der Kooperative sind, weil viele Verantwortlichkeiten im Kaffeesektor von Frauen getragen werden, z.B. im Anbau und beim Sortieren der Kaffeebohnen. Theophile kann sich Frauen auch gut in Führungspositionen vorstellen, z.B. als Managerin einer zentralen Waschstation. Immerhin übernehmen Frauen bereits jetzt viel Verantwortung in den zentralen Waschstationen, etwa bei der Auslese und dem Trocknen der Kaffeebohnen. Zudem gebe es in Maraba bereits eine Produktionsmanagerin und eine Buchhalterin. Einige der Frauen, die Angelique’s Finest produzieren, seien schon seit 2002 in die Kooperative eingebunden und haben sehr viel Erfahrung und Expertise gesammelt. Die weiblichen Mitglieder der Kooperative sind sehr aktiv, so Theophile. Sobald sie eigenes Geld verdienen, entstünden immer mehr Geschäftsideen unter den Frauen, wovon auch die Kooperative profitiere.

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Trocknen der Kaffeebohnen in der Kooperative in Maraba

So unterstützt die Kooperative Frauen

Theophile erklärt uns, dass der Erfolg der Frauen auch durch die Kooperativenstruktur begründet sei. Die Aufgabe der Kooperative sei es, die Frauen bei ihren Nebentätigkeiten wie Handarbeiten oder dem Anbau von Getreide, mit denen sie ihr Einkommen erhöhen, zu unterstützen. Die Kooperative sei wie eine Schule, die Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen anbietet, von denen die Mitglieder profitieren. Auch kommen immer wieder Gäste in die Kooperativen und auch von diesen Begegnungen profitieren die Mitglieder. So sei die Idee für einen Kaffee aus Frauenhand erstmalig von einigen Käufern vorgetragen wurden, so dass die Kooperative schließlich darüber nachdachte, diesen separat zu produzieren. Laut Theophile sei die Produktion des Frauenkaffees mit einer Fairtrade- oder Bio-Zertifizierung vergleichbar, weil der Kaffee einfacher zu vermarkten und zu verkaufen sei. Die Käufer*innen möchten die Frauen gezielt unterstützen, weil sie um die Schwierigkeiten der finanziellen Lage der Kaffeeproduzentinnen wissen.

Es ist erst zwei Jahre her, dass in Maraba mit der Verarbeitung von Kaffee für Angelique’s Finest, Kaffee aus Frauenhand, begonnen wurde. Noch gebe es viel zu tun, so Theophile, doch die Kooperative sei sehr motiviert, die Frauen zu unterstützen. Eines der Ziele sei es, den Ertrag zu erhöhen, der durch den vergleichsweise geringen Bestand an Kaffeesträuchern limitiert ist. Die große Herausforderung dabei: Der Boden in Maraba enthalte nur wenig Nährstoffe, was die Produktivität zusätzlich einschränke.

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Kaffeeernte in Maraba

40 Prozent der Mitglieder der Maraba-Kooperative sind Frauen. Das ist ein großes Potential und darum unterstützen auch alle Mitglieder die separate Vermarktung von Angelique’s Finest. Die Qualität von Angelique’s Finest sei besser, so Theophile, und das wüssten auch die Käufer*innen. Denn die Qualität von Kaffee sei entscheidend durch den Anbau bestimmt und Frauen pflegten ihre Kaffeesträucher sehr gut. In der zentralen Waschstation werden darum an drei Tagen pro Woche die Kaffeekirschen der Frauen empfangen und verarbeitet. Theophile verrät uns, dass hier noch optimiert werden muss, denn die Festlegung bestimmter Tage stellt für die Frauen eine Herausforderung dar, weil sie ihre Kaffeekirschen an genau diesem Tag oder am Tag zuvor ernten müssten. Ein weiteres Problem in der vergangenen Saison war der Transport des Kaffees zur zentralen Waschstation, da alle Frauen ihre Kaffeekirschen zu einer spezifischen Waschstation bringen sollten. Einigen Frauen war es aufgrund der Entfernung oder der Transportmöglichkeiten nicht gelungen, die ganze Ernte abzuliefern. Darum führte die Kooperative ein Transportentgelt ein. Dieses ist für alle Frauen gleich und für manche leider noch nicht ausreichend. Und so denkt Theophile für die nächste Saison über weitere Verbesserungsmöglichkeiten nach, denn schließlich dürfen die Kaffeekirschen für Angelique’s Finest nicht mit den anderen Kaffeekirschen vermischt werden.

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Transport der Kaffeekirschen zur zentralen Waschstation

Die Kooperative profitiert mit Angelique’s Finest von einem erweiterten Marktzugang und höheren Gewinnen, die am Ende allen Mitgliedern und damit ihren Familien zugute kommen. Das gebe auch Hoffnung für die Zukunft der Kaffeewirtschaft in der Region, die wie überall von Nachwuchssorgen überschattet ist. Theophile sieht die Frauen als gute Kaffee-Botschafterinnen, die ihren Kindern und Nachbarn davon berichten. Die Kooperative in Maraba kümmert sich aktiv darum, die Jugend für den Kaffeeanbau zu begeistern und hat beispielsweise einen Fonds eingerichtet. Ab dem Alter von 16 Jahren können Jugendliche Mitglied der Kooperative werden. In zwei bis drei Jahren möchte die Kooperative sogar einen eigenen Jugendkaffee auf den Markt bringen.

Erfolgreiche Investition in Frauen

Männer können in Ruanda mehr Geld verdienen als Frauen, so Theophile. Aber die Organisation der Familie und die Erziehung der Kinder sei Aufgabe der Frauen. Es gebe ein Sprichwort in Ruanda, das lautet: “Eine Familie mit einer starken Frau ist eine gute Familie.” Investiere man in Frauen, so Theophile, brauche man keine Angst vor Verlusten zu haben, weil man sich darauf verlassen könne, dass sie ihre Aktivitäten zum Erfolg bringen möchten. Frauen seien auch gute Verwalterinnen ihrer finanziellen Einnahmen, während Männer doch manchmal dazu tendierten ihr Geld zu verschwenden.

Theophile verrät uns, dass er sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Kaffeekoop sei, weil ihnen diese einen Marktzugang garantiert, ohne den sie ihre Produktivität nicht zu erhöhen bräuchten. Er hofft, dass dieser Marktzugang zukünftig erhalten bleibt und die Kooperative in Maraba mehr Angelique’s Finest Kaffee verkaufen kann. Er hofft, dass wir den deutschen Konsument*innen von den Frauen hinter Angelique’s Finest berichten und Feedback einbringen, das ihnen bei der Verbesserung der Qualität und des Erfolges helfen kann.

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