Denyse Uwera und ihre Fotos zu Gast in Berlin

- Ein Kommentar

Ein Leben in Unabhängigkeit und Würde
Die starken Portraits der Kaffeebäuerinnen hinter Angelique‘s Finest
und ihre Fotografin Denyse K. Uwera zu Gast in Berlin

von Isa Bobek-Brecht

“Meine Motivation für diese Arbeit war es, eine selten gesehene Seite bäuerlicher, afrikanischer Frauen ans Licht zu bringen. Afrikanische Bäuerinnen werden meist als sehr verletzlich dargestellt. Es ist an der Zeit, dass die Welt die Stärke afrikanischer Bäuerinnen sieht um zu verstehen wie wirkungsvoll und wichtig ihre Arbeit für die Gemeinschaft ist. Ich hoffe die Geschichten und Bilder der Frauen sind eine Quelle der Inspiration für Frauen weltweit!” – Denyse K. Uwera

Wie kommt es, dass es einer Künstlerin aus dem urbanen Ruanda so am Herzen liegt, Bäuerinnen zu fotografieren?

Die Frauen in ihrer Stärke und Kraft zu zeigen, so, wie sie sich selbst sehen und zeigen möchten – nicht in erster Linie als Bäuerin, nicht als Mutter, nicht als Care Arbeiterin, nicht auf dem Feld, mit dem Kind auf dem Arm, nicht reduziert auf ihre Tätigkeit, auf ihre Funktion.
Woher kommt das große Interesse an diesen Frauen und die starke Verbindung zu ihnen?
Die berührende Antwort auf diese Frage gibt sie selbst an einem Abend Mitte Januar diesen Jahres in Berlin, aber jetzt erst einmal von Anfang an…

Das BuchStrong Women Behind A Strong Coffee, von Denyse K. Uwera, erschienen im Jahre 2019, begleitet die Produzentinnen von Angelique’s Finest, dokumentiert diese in ausdrucksstarken Porträts und erzählt ihre bewegenden, persönlichen Geschichten.
Schon seit einigen Jahren gab es den Wunsch der Kaffee-Kooperative, dieses großartige Buch gebührend zu feiern und Denyse K. Uwera nach Berlin einzuladen, damit sie ihre Bilder einem breiteren Publikum zugänglich machen kann.
Dieses Jahr, genau zur Grünen Woche, war es endlich soweit!
Die starken Portraits und ihre Fotografin Denyse K. Uwera waren endlich zu Gast in Berlin und es war uns ein Fest, die großformatigen Fotografien im HAPPA Restaurant von Nina Petersen und Sophia Hoffmann präsentieren zu dürfen.

Auf Einladung des BMZ war Denyse auf der Grünen Woche und es sollte ihr erster Besuch in Deutschland werden.

Denyse erklärt Franziska Giffey und Cem Özdemir die Idee hinter Angelique’s Finest

Einen Tag vor Eröffnung der internationalen Messe hatte das Team der Kaffee-Kooperative für die Künsterlin die Vernissage der Ausstellung von Strong Women Behind A Strong Coffee organisiert.
Sophia Hoffmann und Nina Petersen vom HAPPA Restaurant, beide schon lange Freundinnen von Denyse und ihrer Arbeit stellten dafür gerne ihre tollen Räumlichkeiten zur Verfügung.
An einem wunderbar sonnigen Donnerstag Nachmittag fanden sich Tonja aus dem Marketing Team der Kaffee-Kooperative, Isa aus dem Sales Team und die Künstlerin Denyse dort ein, um die Ausstellung aufzubauen.
Zuerst servierte Sophia dem Team allerlei Köstlichkeiten von ihrem Mittagstisch, denn auf leeren Magen lässt sich bekanntlich nur schlecht eine gute Ausstellung vorbereiten…
Tonja, Isa und Denyse hatten sich nebenbei viel zu erzählen, denn bislang hatten sich die drei nur digital getroffen.
Während Sophia, Nina und ihre Mitarbeiterinnen ihren eigens für die Ausstellung kreierten Kaffee Cocktails den letzten Schliff gaben, fand Denyse die besten Plätze für ihre Fotografien.
Viel wurde an der richtigen Aufhängungsmethode und der perfekten Ausrichtung der Kunstwerke gefeilt, bis alle Beteiligten mit dem Ergebnis vollständig zufrieden waren.
Sage und schreibe zehn Minuten bevor die ersten Gäste im HAPPA Restaurant eintrafen, war dann endlich alles bereit.
Die Räumlichkeiten füllten sich rasch und der Raum war erfüllt von angeregtem Geplauder und hier und da großer Wiedersehensfreude.
Alle Anwesenden waren sich in einem Punkt einig:
Die großformatigen schwarz – weiß – Fotografien der Bäuerinnen begeisterten ausnahmslos –  starke, selbstbewusste Portraits auf den sattgelben und kraftvoll rosaroten Wänden des Restaurants kontrastreich und beeindruckend präsentiert!

Sophia Hoffmann eröffnete mit einer Rede, in der sie von der lustigen Begebenheit des Wiedersehens mit Xaver Kitzinger, dem Mitgründer der Kaffee-Kooperative erzählte. Die beiden waren schon zusammen im Kindergarten, hatten dann aber bis vor einigen Jahren keinen Kontakt mehr. Der Zufall wollte es, dass sie sich in Berlin bei einer Veranstaltung über den Weg liefen, Sophia über Xavers Nachnamen stolperte und die beiden so den Faden wiederaufnahmen.
Sophia trinkt seit Jahren privat ausschließlich Angelique’s Finest und ist überzeugte Freundin des Projekts. So hat sie die Kaffee Kooperative und Angelique’s Finest zum Beispiel auch während der Kampagne für den Drogeriemarkt dm auf den Sozialen Netzwerken als Markenbotschafterin unterstützt.
Sophia, die als bekannte, vegane Köchin schon mehrere Kochbücher, auch zum Thema Zero Waste Küche veröffentlicht hat, eröffnete vor einem Jahr gemeinsam mit Nina Petersen das vegane Restaurant HAPPA, ein von Frauen geführtes Unternehmen, in dem ausschließlich Frauen gleichberechtigt und auf Augenhöhe arbeiten.
Die Räumlichkeiten sind hell und luftig, die Wände leuchtend gelb und rosarot und lassen jeden noch so grauen Berliner Schmuddeltag vergessen.
Nachhaltig und inklusiv zu wirtschaften bedeutet Nina und Sophia viel, es ist ihnen wichtig, in ihrem Restaurant alle Menschen mitzudenken. So haben sie die Einrichtung zum Beispiel so gewählt, dass sie für alle Bodytypes gut funktioniert.
Bei HAPPA zaubert Sophia jeden Mittag leckersten veganen Mittagstisch, außerdem gibt es im Restaurant Angelique’s Finest Kaffee im Ausschank und Verkauf.

Nach Sophias Einführung übernahm Xaver das Mikrophon um in starken Bildern von den Anfängen der Kaffee-Kooperative zu erzählen: von der Gründung, dem gemeinsamen Reisen mit Allan Mubiru, seinem Mitgründer, der anlässlich der Vernissage und Grünen Woche ebenso vor Ort war.
Xaver berichtete, wie Allan und er unterwegs in Ruanda auf den Feldern meist nur Frauen zu Gesicht bekamen, auf Kaffeemessen, bis auf Angelique Karekezi, der Geschäftsführerin von Rwashoscco und Namensgeberin von Angelique’s Finest, jedoch fast nur Männer anwesend waren.
Er berichtete vom Kennenlernen mit Angelique und dem gemeinsamen Wunsch, an diesem Ungleichgewicht etwas zu ändern. Denyse K. Uwera, so erzählte er, war von Anfang an als Grafik Designerin für die Gestaltung der farbstarken Verpackungen von Angelique’s Finest mit dabei und stets enge Vertraute der Produzentinnen.
So war sie zum Beispiel für die Durchführung des Coffee Innovation Funds, dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierten und geförderten Projekt verantwortlich und organisierte den Workshop mit den Kaffeebäuerinnen im Dezember 2021.

Ganz still wurde es in dem Moment, als die Künstlerin Denyse zum Mikrophon griff.
Sehr lebendig und emotional war ihre Rede, ihr leidenschaftliches Plädoyer für die Gleichstellung der Frauen, für die Sichtbarkeit der Bäuerinnen Ruandas.

Denyse, selbst Tochter einer Kaffeebäuerin, früh verwitweten und alleinerziehenden Mutter von sechs Kindern, sagt, ihre Mutter sei bis heute ihr größtes Vorbild: wie sie ihr von harter Arbeit geprägtes Leben meisterte, immer für ihre Kinder und für andere da war, ihre Stärke, ihre Kraft, ihr Stolz, wie sie alles gegeben hat, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen!
Das alles erfüllt Denyse mit Demut und großer Achtung gegenüber ihrer Mutter und den vielen Frauen, die das Schicksal ihrer Mutter teilen. Frauen, die oft gezwungenermaßen ein Leben geprägt durch harte Arbeit führen.

Das alles und noch viel mehr erzählt Denyse K. Uwera: Geschichten aus ihrer Kindheit, ihrem frühen Erwachsenenleben, ihrem unfassbaren Glück, zur Schule gehen zu dürfen, studieren zu können! Ein enormer Luxus, wie sie sagt.
Und dennoch blieb sie beständig in Verbindung und Kontakt zu Ihrer Herkunft, dem ländlichen Ruanda, den Kaffeebäuerinnen, dem beschwerlichen Leben, das neben all der Härte doch so viel Schönheit und ungebrochenen Stolz in sich trägt.

Stürmischer Applaus begleitet das Ende ihrer emotionalen Rede.
Bewegte Gesichter mit geröteten Wangen, die eine oder andere Träne: es ist offenbar, dass die Worte der Künstlerin keinen der Anwesenden kalt gelassen haben.

Und so begann der Austausch und viele wunderbar bereichernde Gespräche, begleitet vom Genuss der leckeren Kaffee Cocktails des HAPPA Teams.
Einige der Gäste trafen sich nach langer Zeit wieder, viele Freundinnen und Freunde der Kaffee-Kooperative waren anwesend, brachten neue, begeisterte Menschen mit. Eine der Kaffee-Kooperative und Denyse schon lange verbundene Freundin reiste eigens zur Vernissage aus Köln fünf Stunden mit dem Zug durch den Schneesturm an!

Was allen Gästen spätestens an diesem Abend sehr deutlich wurde:

Die Idee hinter Angelique’s Finest geht weit über „Kaffee“ hinaus.
Dahinter steht das Ringen um ein Leben in Unabhängigkeit und Würde,
die Themen Gleichstellung, Selbstbestimmtheit und Geschlechtergerechtigkeit
für die Frauen in Ruanda.
Dieser Kampf verbindet uns.
Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, doch sind schon einige Schritte in die richtige Richtung getan, und das nicht zuletzt auf Grund der Arbeit von Menschen wie Angelique Karekezi, Denyse K. Uwera und des Teams der Kaffee-Kooperative.

Wer die Bilder sehen möchte: Noch hängen sie im HAPPA Restaurant Schlesische Str. 35a in Berlin Kreuzberg.
Und natürlich ist auch Denyse Fotobuch zusammen mit Strong Women Strong Coffee bei uns im Shop erhältlich.

Ein Kommentar

  1. kartenlegen guenstig
    | Antworten

    Der Artikel auf kaffee-kooperative.de über ein Leben in Unabhängigkeit und Würde hat mich sehr beeindruckt. Die Autorin vermittelt auf eine sehr eindrückliche Art und Weise, wie wichtig es ist, dass Kaffeebauern fair bezahlt werden und unabhängig von großen Konzernen agieren können. Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch konkrete Beispiele von Kaffeebauern vor Ort zeigt und ihre Erfahrungen teilt. Auch die Betonung der Bedeutung von fair gehandeltem Kaffee und nachhaltigem Anbau hat mich sehr angesprochen. Insgesamt ist der Artikel eine gelungene Mischung aus Information und Inspiration und hat mich dazu motiviert, mich noch bewusster für fair gehandelten Kaffee einzusetzen. Ich kann den Artikel daher allen Kaffeeliebhabern und Menschen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit interessieren, wärmstens empfehlen.

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