Die ruandische Fotografin Denyse K. Uwera möchte mit ihrem Bildband „Strong Women behind a Strong Coffee“ das globale Narrativ afrikanischer Frauen verändern und Einblicke in bisher kaum erzählte Geschichten ruandischer Kaffeeproduzentinnen eröffnen.

Kaffee Kooperative denyse uwera crowdfunding strong women Kopie

Kigali/Berlin. ‚Stark, unabhängig und stolz‘ sind gewöhnlich nicht Attribute, die mit afrikanischen Frauen assoziiert werden. Besonders die ländliche Bäuerin wird im globalen Kontext in der Regel als arm, unterdrückt und vulnerabel dargestellt und wahrgenommen. Dies resultiert unter anderem aus den kolonialen und post-kolonialen Kontexten in denen Bilder und Berichterstattung entstand und entstehen: meist aus eurozentristischer Perspektive von außen und verfärbt von Stereotypisierung, Exotisierung oder Voyeurismus. Denyse Kamugwiza Uwera, eine junge ruandische Fotografin, hat es sich es zur Aufgabe gemacht, diese Narration mithilfe eines selbstverlegten Bildbandes über starke Frauen im Kaffeesektor ihres Landes zu durchbrechen. Das Buch wird durch eine Crowdfunding-Kampagne in Zusammenarbeit mit ihren deutschen Partnern von Kaffee-Kooperative.de finanziert, die am 19. September 2019 startete.

Uwera wuchs in einem kleinen Dorf namens Gako in den Hügeln Zentralruandas auf und hatte wenig Zugang zu Inspiration von erfolgreichen Frauen. Ein großes Vorbild, zu dem sie immer aufschaute, war jedoch ihre Mutter, eine Bäuerin, die neben der tagtäglichen Arbeit noch allein acht Kinder großzog. „Wenn von ‚starken Frauen‘ die Rede ist“, erklärt die Fotografin „sind damit meist erfolgreiche Frauen aus Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft gemeint; die einfache Frau vom Land, die mit ihrer Arbeit die Grundlage von Wirtschaft und Gesellschaft bildet wird dabei in Regel außen vor gelassen“. 

Nachdem sie kreatives Design an der University of Rwanda studierte, entschied sie deshalb, sich auf die Fotografie zu konzentrieren und mit ihrer Arbeit eine bisher kaum erzählte Seite ihrer Landsfrauen zu zeigen. 2017 designte sie im Auftrag von Kaffee-Kooperative die Verpackung für „Angelique’s Finest – Strong Women, Strong Coffee“, einem Kaffee, bei dem alle Produktionsschritte vom Anbau bis zur Verpackung in Verantwortung von Frauen und in Ruanda stattfinden, und lernte zum ersten Mal die Macherinnen hinter diesem einzigartigen Produkt kennen. Schnell entstand eine enge Beziehung zwischen der jungen Ruanderin und den Mitgliedern der Frauenkooperative Rambagira Kawa aus Musasa sowie den weiblichen Mitarbeiterinnen der Partnerrösterei Rwashoscco in Kigali. In zahlreichen Gesprächen lernte sie deren vielschichtige Charaktere, berührenden Geschichten und inspirierenden Persönlichkeiten kennen und schnell wurde ihr klar, dass sie diese festhalten musste – sowohl schriftlich als auch fotografisch. „Ich möchte die Frauen vor der Linse nicht darstellen, wie sie es sonst getan werden: in ihrer Funktion als Arbeiterin oder mit Attributen, die sie auf eine bestimmte Rolle oder Botschaft reduzieren könnten, sondern als Individuen in Form von würdevollen Portraits in Fotostudioqualität“, erklärt Uwera. 

Seit rund einem Jahr hat die Ruanderin nun 30 Frauen entlang der Produktionskette von „Angelique’s Finest“ begleitet, interviewt und portraitiert. Im Mai stellte sie ihre Arbeiten zum ersten Mal in Kigali aus und traf dabei auf sehr gute Resonanz, was sie ermutigte, das Projekt und dessen Wirkradius zu erweitern. Seitdem transkribiert und übersetzt Uwera die geführten Interviews, bearbeitet die Fotografien und bringt gestalterisch Bild und Text zusammen, um im Dezember die Ergebnisse in Form eines 80-Seiten-starken schwarz-weiß Bildbands zu veröffentlichen. Aufgrund ihrer bereits engen Beziehungen zu Kaffee-Kooperative wird dieser zuerst auf dem deutschen Markt veröffentlicht, wenn das Crowdfunding und die erste Ausgabe erfolgreich sind, soll es jedoch auch eine englische Version geben. Darüber hinaus ist sie derzeit auf der Suche nach Ausstellungsmöglichkeiten in Europa, um so viele Menschen wie möglich erreichen und inspirieren zu können. Ihr Ziel, so die …-Jährige, sei es, einerseits den Konsumentinnen und Konsumenten von Kaffee die Herstellenden ihres Produkts näherzubringen, aber gleichzeitig auch zu zeigen, dass es sehr wohl starke afrikanische Frauen gibt, die als Vorbild dienen können – und dies nicht immer die erfolgreiche Geschäftsfrau oder einflussreiche Person des öffentlichen Lebens sein muss. 

Fotografie und Afrika haben seit jeher eine ambivalente Beziehung. Kameras hielten auf dem Kontinent im Rahmen der Kolonialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts Einzug. Kolonialverwalter, Ethnografen und Reisende nutzten die neue Technologie um „das Fremde“ festzuhalten und katalogisieren, und damit unter anderem auch ihre rassistischen Einstellungen und ihr Vorherrschaftssystem zu legitimieren. Die Fotografierten wurden anonymisiert durch die Fremdwahrnehmung der Europäer erfasst, eine Aufwertung zu fotografischen Subjekten mit eigener Gestaltungsfreiheit erfolgte erst später im Zuge des Aufstiegs der eigenen Studiofotografie an den west- und ostafrikanischen Küsten. Heute gibt es eine neue Generation gut ausgebildeter zeitgenössischer afrikanischer Fotografinnen und Fotografen, die alternative Blickwinkel auf afrikanische Gesellschaften bieten, ihre Darstellungen als Form der Selbstbestimmung nutzen und so die globalen, defizitgeprägten Sehgewohnheiten auf den Kontinent herausfordern. Auf dem europäischen und nordamerikanischen Markt sowie in großen Galerien oder Publikationen sind sie jedoch noch immer selten zu finden, was von der anhaltenden kulturellen Hegemonie des Westens zeugt. Besonders Frauen haben es schwer, sich auf dem Fotografiemarkt zu beweisen, wie die Zahlen der weiblichen Repräsentation in Ausstellungsregistern und auf Titelcovern immer wieder zeigen. „Wir finden es daher wichtig, einer geografisch, kulturell und geschlechtlich unterrepräsentierten Künstlerin, die über ein ebenso meist misrepräsentiertes Sujet berichtet, eine Plattform zu geben und unterstützen Denyse deshalb vollends in ihrem Vorhaben“, berichtet Melanie Grundmann, Mitgründerin von Kaffee-Kooperative.de

Die Crowdfunding Kampagne läuft noch bis zum 27. Oktober 2019 und kann unter https://www.startnext.com/strong-women unterstützt werden. Der Bildband wird danach im Onlineshop der Kaffee-Kooperative erhältlich sein, die Hälfte der Gewinne gehen an die Autorin und die Portraitierten. 

Über Kaffee-Kooperative.de
Kaffee-Kooperative.de, gegründet von Allan Mubiru und Xaver Kitzinger, bietet als zur Zeit einziges Unternehmen Fairtrade-zertifizierten und im Anbauland fertig gerösteten Spezialitätenkaffee in Deutschland an, so dass die gesamte Wertschöpfungskette im Produktionsprozess bei den Partnerkooperativen verbleibt und die lokale Wirtschaft nachhaltig gestärkt wird. Mit „Angelique’s Finest“, einem komplett von Frauen produzierten Kaffee, stärkt das Unternehmen überdies die finanzielle Unabhängigkeit und die Teilhabe der ruandischen Kaffeebäuerinnen.

Pressekontakt:
Kaffee-Kooperative.de
Dr. Melanie Grundmann
Hobrechtstraße 67
12047 Berlin
presse@kaffee-kooperative.de
www.kaffee-kooperative-backup.de

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