Brücken bauen in Ruanda

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Manchmal erreichen uns ganz besondere Rückmeldungen unserer Kunden. Einige von Ihnen waren bereits in Ruanda und manche engagieren sich sogar vor Ort. So auch Ekkehard Schneider und sein Verein Freundeskreis Ikiraro e.V. – das ist übrigens das ruandische Wort für Brücke. Herr Schneider engagiert sich konkret in Ruli, wo eine unserer sechs Partnerkooperativen angesiedelt ist und von wo auch wir bereits berichtet haben. Das Engagement des Vereins fokussiert sich vor allem auf Kinder und Jugendliche. Wir haben uns einmal mit Herrn Schneider über seine Eindrücke unterhalten – zumal er zuletzt auch die Kaffeekooperative Musasa Dukundekawa in Ruli besucht hatte.

Sie haben wie wir eine ganz besondere Beziehung zu Ruanda, wie sieht diese aus und wie sind Sie dazu gekommen?

Beruflich hatte ich die Möglichkeit, viele Länder und Gegenden dieser Erde zu bereisen. Am meisten gefesselt hat mich Afrika. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Meine heutige Frau besuchte 2011 mit ihrer Tochter eine Freundin in Kigali. Die Tochter ging zu der Zeit auf das Immanuel-Kant-Gymnasium in Bad Oeynhausen, welches eine Schul-Partnerschaft mit Ruli hatte. Ich war damals praktisch mit dem BlackBerry Messenger dabei, als die insgesamt vier Frauen auch einen Abstecher nach Ruli machten. Wir haben damals nicht nur uns, sondern auch das südliche Afrika für uns entdeckt. 2015 bereisten wir zusammen erstmals Ruanda und Uganda. 2018 waren wir dann zum 7. Mal seit 2012 südlich des Äquators unterwegs und waren wieder im Projekt in Ruli und bei der Kaffeekooperative.

Was sind Ihre Eindrücke von Ruanda? Was begeistert Sie am stärksten?

Ruanda heißt nicht umsonst das Land der tausend Hügel: Teefelder, Kaffeepflanzen, grüne Hügel und Regenwälder. Der Kivusee, die Nationalparks, die Tier- und Pflanzenwelt. Ruanda ist vielfältig. Die Menschen sind trotz ihrer Geschichte herzlich. Das Lachen eines Ruanders kann so befreiend wirken, ein Kinderlachen auch das versteinerte Herz eines Europäers schnell erweichen. Die einfachen Hütten in den abgelegenen Gegenden den Reisenden auf den Boden der menschlichen Existenz zurückholen. Hier wird einem übersättigtem Deutschen schnell klar, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. Aus dem Umgang mit dem Genozid im Land kann auch der Deutsche im Umgang mit der eignen Vergangenheit noch etwas lernen. Und trotzdem oder gerade deswegen befindet sich Ruanda auch wirtschaftlich auf der Schwelle weg vom Entwicklungsland. Zwischen dem Krankenhaus in Ruli und Kigali sind Drohnen im Einsatz, um die Versorgung mit Medikamenten und medizinischem Material sicher zu stellen.

Zuletzt besuchten Sie unsere Partnerinnen und Partner in der Kaffeekooperative Musasa Dukundekawa. Wie kam es dazu und wie hat es Ihnen gefallen?

Aus der Schulpartnerschaft von drei Schulen aus Bad Oeynhausen und Porta Westfalica mit Ruli, die direkt nach dem Genozid 1995 seinen Anfang mit einem Besuch einer Schülergruppe aus Deutschland in Ruli begann, entstand 2017 unser Verein Freundeskreis IKIRARO e.V.

Ikiraro steht für Brücke. Und diese Brücke besteht im nächsten Jahr 25 Jahre. Fast in jedem Jahr seit 1995 war eine Besuchergruppe aus Deutschland auf eigene Kosten vor Ort. Der Verein möchte u.a. die schulische und berufliche Bildung in Ruanda, speziell in Ruli, Gakenke fördern. Dazu wird und wurden Projekte in der Grundschule, der weiterführenden Schule und der Berufsschule gefördert. Wir wollen die verschiedenen Gruppen und Bewegungen wie Kirche, Regierung, Schule, Eltern, Bevölkerung zusammenbringen und Freundschaften pflegen. U.a. spielen da die Nähstuben in Ruli, die Koltan-Minen um Ruli und natürlich die Kaffeekooperative Musasa eine Rolle. Beeindruckend, was diese Frauen aus der Not heraus geschaffen haben. Zusammen bilden sie eine starke Gemeinschaft und erwirtschaften gemeinsam den Unterhalt für ihre Familien. Selbst in der Zeit, wo keine Kaffeeernte ansteht, werden Handarbeiten gemeinsam erledigt, so dass eine zusätzliche Einnahmequelle entsteht und die Frauen ganzjährig beschäftigt werden können.

Handarbeiten in der Kaffeekooperative, Foto: Ikiraro e.V.

Die damals geplante und derweil vollzogende Erweiterung der Kooperative um Milch- und Milchprodukte verschafft den Frauen ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Die Kaffeekooperative hat mehrere Produktions- und Qualitätsebenen. Die Produktions- und Sortiereinrichtungen befinden sich auf dem neuestem Stand und ständig bewirbt sich die Kooperative um weitere Zertifizierungen ihrer Kaffeesorten. Mit der Möglichkeit einer eigenen Röstung der Kaffeebohnen in Ruanda folgte der folgerichtige nächste Schritt.

Moderne Sortiereinrichtung in Musasa, Foto: Ikiraro e.V.

Sie sind auch ein treuer Kunde des Kaffees. Was schätzen Sie daran besonders?

Wir haben uns 2015 grüne Arabica-Bohnen aus Ruanda mitgebracht, die wir in einer kleinen Privatrösterei in Bad Oeynhausen selbst geröstet haben. Das war ein besonderes Erlebnis und ein einmaliger Genuss. Erst damals haben wir erfahren, wo die Unterschiede zwischen gutem Kaffee und Massenproduktion liegen. Der besonders säurearme Kaffee aus der Musasa Kaffeekooperative schmeckt uns als Espressobohne besonders gut. Der kräftige Kaffeegeschmack mit einer leichten Kakaonote entfaltet bei der richtigen Wahl des Wassers auch im Cappuccino einen einmaligen Genuss.

Was steht bei Ihnen als nächstes auf dem Plan in punkto Ruanda?

Derzeit sammeln wir für die Grundschule in Ruli Spenden für den Neubau der Toiletten. Über 730 Schülerinnen und Schüler teilen sich derzeit fünf Toiletten für Mädchen und fünf Toiletten für Jungen. Hier soll ein Neubau die Toilettenanzahl verdoppeln und ein 3-Kammern System nach Ruli bringen. Wir gehen davon aus, in 2020 zu unserem 25jährigen Bestehen der Partnerschaft die Toiletten einweihen zu können.

Ikiraro e.V. unterstützt den Bau von Klassenräumen in Ruanda, Foto: Ikiraro e.V.

An der Berufsschule wollen wir einen dritten Zweig für eine sicherere Gewinnung von Koltan einrichten. Und dann gibt es noch den Wunsch der Kirche, ein weiteres Gebäude für zwei Klassenräume zu bauen, um den Schulweg für viele Kinder zu reduzieren. Derzeit sind die Kinder jeden Morgen und jeden Abend bis zu 15 km unterwegs, um zur Schule zu gehen. Diesen Weg wollen wir halbieren, damit die Schulkinder mehr Zeit für sich und Freunde haben.

Herr Schneider, herzlichen Dank für das Interview!

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