Arbeiten mit Purpose: Jobs mit Nachhaltigkeit

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Jobs mit Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit sind immer gefragter. Wir zeigen, warum Sabine, 54, aus einer sicheren Anstellung in ein Social Startup wechselte.

Sabine hatte eine sichere Stelle in einem mittelständischen Unternehmen, das selbst einmal als Startup angefangen hatte. Vor Kurzem wechselte sie in ein junges Berliner Social Business im Kaffeesektor und arbeitet nun remote von Dortmund aus mit den Mitarbeiter*innen in Berlin und Ruanda. Immer mehr Arbeitnehmer*innen entscheiden sich für neue Jobmodelle – von Job Sharing über ort- und zeitunabhängiges Arbeiten bis zu Jobs mit weniger Gehalt aber „Purpose“, sprich mehr Sinnhaftigkeit. 

Auf der Suche nach Sinnhaftigkeit im Job

So ging es auch Sabine: In ihrem alten Beruf konnte sie nur noch wenig bewegen, die Genehmigungsprozesse waren lang, der Ausblick auf etwas Neues, Herausforderndes lockte. Sabine suchte nach einer Beschäftigung, die etwas Positives bewirkt – nach einem Job mit Nachhaltigkeit! Als Expertin im Verkauf sehnte sie sich nach einem Produkt, das einen echten Impact hat und das Leben von Menschen verbessern kann. Fündig wurde sie schließlich bei der Kaffee-Kooperative.de, die Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen überdurchschnittliche, faire Preise zahlt und mehr Wertschöpfung im Ursprungsland bei den Produzent*innen bindet. Dabei werden nachhaltige wirtschaftliche Strukturen in den herkömmlich benachteiligten Rohstoffländern des globalen Südens aufgebaut. 

Die Kaffeebäuerinnen in Maraba, Ruanda, verdienen über die Partnerschaft mit Kaffee-Kooperative 55 Prozent mehr als im üblichen Handelsmodell.

Sabine schildert ihre Motivation selbst folgendermaßen:  “In meinem bisherigen Berufsleben hatte ich viel Glück bei der Auswahl meiner Arbeitgeber und bin darüber auch sehr dankbar. Doch irgendwann reichte es nicht mehr, nur meinen eigenen Erfolg und ein stetiges  Weiterkommen anzustreben, vielmehr hat sich der Wunsch breit gemacht, etwas zurückzugeben. Dabei wollte ich auch gern die Menschen unterstützen, die diese Privilegien bei der Berufswahl nicht haben bzw. unter wesentlich schwierigeren Bedingungen arbeiten müssen. Mir war klar, dass ich dafür meine vermeintliche Jobsicherheit aufs Spiel setzen und ins kalte Wasser springen musste. Andererseits konnte mich der abstrakte Gedanke, dass mein Berufsalltag darin besteht, ein börsennotiertes Unternehmen noch erfolgreicher und größer zu machen, nicht mehr motivieren. Bei einem Besuch des Teams in Berlin, habe ich sofort gemerkt, dass dort der Spirit herrscht, den ich vermisse, und dass es allen um mehr geht als die persönliche Bereicherung.”

Gute Bezahlung reicht eben nicht mehr aus: Sinnstiftende Aufgaben und gemeinwohlorientierte Unternehmensziele stehen im Vordergrund. Eine Studie des dänischen Unternehmens Peakon untersuchte die Zufriedenheit von Mitarbeiter*innen in 160 Ländern. Demnach sind die Deutschen am unzufriedensten mit ihrer Arbeit. 23 Prozent, also fast jede*r Vierte, geht unmotiviert auf die Arbeit. Arbeitnehmer*innen suchen immer mehr nach Selbstverwirklichung auf der Arbeit. Nachhaltigkeit und Sinn hinter der Arbeit werden gesucht und ein Arbeitgeber, in dem menschlich und ökologisch gedacht wird.

Laut einer US-Studie aus dem Jahr 2016 würden drei Viertel der Befragten eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen, um für ein sozial verantwortliches Unternehmen zu arbeiten. 76 Prozent der Befragten berücksichtigen die sozialen und ökologischen Verpflichtungen eines Arbeitgebers bei der Entscheidung, wo sie arbeiten möchten, und 64 Prozent nehmen keine Stelle an, wenn der potenzielle Arbeitgeber dies nicht tut. Für fast 90 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass die Arbeit eine Möglichkeit bietet einen direkten Einfluss auf gesellschaftliche und ökologische Themen zu nehmen. Wenn Menschen sich mit dem Inhalt ihrer Arbeit und dem Unternehmen identifizieren, steigt die Zufriedenheit und Motivation.

Eine weitere Studie zeigt, dass 39 Prozent der Befragten nicht in einem Job arbeiten möchten, der nicht sinnstiftend ist. Den Mitarbeiter*innen ist es zunehmend wichtig, dass ihre Arbeit ihren Wertvorstellungen entspricht und sie sich mit den Arbeitsinhalten und Zielen identifizieren können. Es geht nicht mehr nur um Gewinne, sondern auch darum einen Wert in der Gesellschaft zu stiften.

Die Purpose Economy

Sabine suchte einen Job mit Nachhaltigkeit und mehr Sinn als der stetigen Optimierung auf mehr Wachstum. Um den Begriff “Purpose” ragt sich mittlerweile eine kleine Bewegung. Mehrere Arbeitgeber, vorzugsweise aus der Berliner Startup-Szene, firmieren sich in Purpose GmbHs um und leben die so genannte “Purpose Economy”. Im Rahmen dieses Modells werden Unternehmen in Verantwortungseigentum überführt, um unabhängig,  nachhaltig und sinnorientiert agieren zu können. 

Auch die Kaffee-Kooperative ist ein unabhängiges Unternehmen, das komplett ohne externe Finanzgeber auskommt und bislang aus den erzielten Einnahmen gewachsen ist. Zuletzt sammelte das Berliner Social Business in einer Finanzierungsrunde innerhalb eines Zoom-Meetings mit interessierten Stammkunden 100.000 Euro ein, um zukünftige Kaffee-Ernten vorzufinanzieren. So werden die Kaffeebäuerinnen und -bauern in Ruanda von horrenden Zinsen entlastet, die bis zu 18 Prozent betragen können. Die Sinnhaftigkeit ihrer neuen Stelle spürt Sabine täglich, nicht zuletzt im Austausch mit den Kolleg*innen in Ruanda, die nicht nur überdurchschnittlich bezahlt werden, sondern auch echte Teilhabe erleben.

Jobbörsen für nachhaltige Stellen

Mittlerweile gibt es einige Anlaufstellen für Menschen, die einen nachhaltigen Job suchen:

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